Alles neu macht der … Januar?
Jetzt ist es soweit! Heute! Jetzt sofort!
Es wird aufgeräumt, umgeräumt, geputzt, ausgemistet und alles neu gemacht.
Mir geht es im Januar immer so. Ich habe das Gefühl, ich brauche mal eine Erneuerung, neue Klarheit, frischen Wind und einen anderen Blick auf mein Umfeld, das neue Jahr und auch auf mich.
Und eigentlich ist der Januar doch der perfekte Monat hierzu. Denn es geht nicht nur um die vollgestopften Schränke, Wollmäuse und unaufgeräumten Keller um mich herum, sondern die gibt es ja auch in mir drin. Deshalb ist so ein Rundum-Hausputz wunderbar bereinigend. Nur das richtige Datum hierfür, das ist immer das Problem. Man schiebt es doch immer gerne ein bisschen nach hinten.
Aber: Jetzt ist es soweit. Denn meist hat sich ja doch so einiges angesammelt übers letzte Jahr, was ich gar nicht mehr brauche oder möchte. Längst überholte Probleme und Ängste, angestauter Frust, Enttäuschungen und nicht umgesetzte Vorsätze. Alles alter Ballast, den ich nun mal mit meiner Säuberungsaktion so ganz nebenbei über Bord werfen kann.
Und schon fliegen die „etwas“ zu klein-aber-doch-so-günstig-erworbenen Schuhe zusammen mit den einzelnen Socken ohne Partner und dem Kaschmirpullover, der mir noch nie stand, aus dem Schrank. Oh, welch Flohmarkt! Der Staubsauger saugt die Flusen und Fusseln aus meinem Kopf und die geputzten Fenster geben endlich mal wieder die dringend nötige Klarsicht.
Eines Tages putze ich mal die Fenster. Nur so aus Neugier.
Und damit ich nicht vorzeitig unter einem blöden Vorwand abbreche, setze ich mir meine Kopfhörer auf und höre mir meinen Lieblingssong in Endlosschleife an.
Die Couch könnte am Fenster ganz gut aussehen und das Sideboard käme hinter dem Esstisch sicher besser zur Geltung. So schiebe ich Möbel umher und gleichzeitig ordne und schiebe ich dabei auch meine Gedanken. Es hat etwas unglaublich bereinigendes, Dinge umzustellen und ihnen damit auch einen neuen Platz einzuräumen. Manches tritt mehr in den Vordergrund und anderes rückt in den Hintergrund oder verschwindet gänzlich, weil es einfach überflüssig geworden ist oder keinen Platz mehr hat.
Und ich stelle immer wieder fest, ich habe mittlerweile eine unglaubliche Sehnsucht, Dinge zu entsorgen. Das hängt sicher mit dem Gefühl zusammen, dass ich einfach mehr Klarheit in mein Leben bringen möchte. Und Klarheit bekommt man nur damit, wenn es auch übersichtlicher und damit geordneter wird. Und übersichtlich wird es nun mal durch Reduktion. Außen wie innen.
Ich schmeiß jetzt mal den Haushalt. Ich weiß nur noch nicht, wohin.
Nicht umsonst gibt es mittlerweile unzählige Ratgeber zu diesem Thema. Wie zum Beispiel den Bestseller „Magic Cleaning“ von Marie Kondo. Eine Japanerin, die uns verspricht, dass richtiges Aufräumen unser Leben verändert. Naja, irgendwie sicher schon. Offensichtlich hat sie mit ihrer Methode recht, denn sie hat schon über eine Million Exemplare ihres Buches verkauft. Das TIME Magazine zählt Marie Kondo sogar zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt! Zeigt uns das nicht, dass es eine nicht zu verachtende Menge an Menschen gibt, die in ihrem Leben aufräumen wollen? Ich denke, die meisten von uns haben es nie richtig gelernt. Ihre Methoden sind einfach wie auch einleuchtend und beruhen auf wenigen Grundsätzen, die sich leicht umsetzen lassen.
Sie verspricht in ihrem Buch, dass das Aufräumen auch wichtige Auswirkungen auf unser Denken und unsere Persönlichkeit hat. Durch Maries Generalangriff auf unser tägliches Chaos werden wir wohl zu zufriedenen, selbstbewussten und ausgeglichenen Menschen.
Neulich habe ich sogar schon eine Netflix-Serie mit ihr gesehen. Offensichtlich ein populäres Thema. Es gibt tatsächlich eine ganze Netflix-Serie zum Thema Aufräumen. Die finde ich allerdings leicht grenzwertig. Wenn eine quieksende Marie Kondo auf Japanisch (sie spricht nämlich nur Japanisch) in einem völlig zugemüllten amerikanischen Messie-Haushalt Ordnung schafft, ist das eher eine unglaubwürdige Spaßveranstaltung. Aber, das soll mich ja nun nicht weiter vom Aufräumen abhalten.
Egal, wie viele Persönlichkeiten du hast, putzen will keine!
Manchmal male ich mir aus, wie es wäre, nur einen Koffer mit den allernötigsten Sachen zu haben. Einen kurzen Moment finde ich den Gedanken sehr reizvoll. Aber dann denke ich doch an viele Dinge, die für mich sehr wertvoll und wichtig sind. Und die passen leider nun mal gar nicht nur in einen Koffer. Und auch in meinem Kopf lässt sich nicht alles in einen kleinen Koffer packen. Aber ich muss ja auch nicht gleich übertreiben. Jetzt putze ich einfach mal weiter.
Und am Ende des Tages lasse ich mich in meinen großen Sessel plumpsen und schaue sehr zufrieden mit mir in die Runde und denke: ist doch eigentlich alles ganz fein jetzt, die Wohnung und auch in mir drin. Quieks, quieks ...
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