04•04•2020 ••

Die Buchbotschafterin – Buchtipps #10

Geht es euch auch so, dass ihr gerade sehr gerne hin und wieder in eine ganz andere Geschichte abtaucht? Ich persönlich genieße es sehr, den Geschichten, die das Leben gerade so schreibt, ab und zu mal zu entfliehen. Und deshalb freue ich mich total, wenn wir von Manja – unserer Buchbotschafterin – wieder neue Buchtipps bekommen. Zwei ganz unterschiedliche Bücher, ein Ausflug in eine andere Zeit und ein wunderschöner Ratgeber genau für diese Zeit. Beide absolut lesenswert.

Hier die Buchtipps:

 

„Die Bagage“ von Monika Helfer, Hanser Verlag, 2020, 159 Seiten 

Auf diese österreichische Autorin bin ich aufmerksam geworden durch ein Fernseh-Interview, in dem sie mit ihren jugendlichen 72 Jahren einen wirklich charismatischen Auftritt hinlegte. 

Es ist das Jahr 1914: Maria und Josef Moosbrugger leben mit ihren vier Kindern als Kleinbauern in sehr armen Verhältnissen weit außerhalb eines Dorfes in Vorarlberg. Beide stammen aus noch ärmeren Verhältnissen und werden von den Dorfbewohnern nur abschätzig die „Bagage“ genannt. Weit und breit gibt es keine schönere Frau als Maria. Als Josef in den Krieg eingezogen wird, bittet er den Bürgermeister Gottlieb Fink, mit dem er „Geschäfterl“ macht, aber auch ein fast freundschaftliches Verhältnis hat, auf Maria und die Familie aufzupassen und mit dem Nötigsten zu versorgen. Doch bald muss sich Maria seiner immer heftiger werdenden Avancen erwehren. Ein herrlicher Lichtblick wird da die Begegnung mit dem norddeutschen Georg, den es in die einsame Gegend verschlagen hat, und in den Maria sich blitzartig verliebt.


„Die Erinnerung muss als heilloses Durcheinander gesehen werden. Erst wenn man ein Drama daraus macht, herrscht Ordnung.“


Dies ist nur ein grober Umriss der Handlung, die sich auf einmalige Art durch Anekdoten, kurze Erzählungen, ausgemalte Erinnerungen, gewechselte Perspektiven und einem Blick über hundert Jahre zurückentfaltet. Denn Maria ist die Großmutter der Autorin, und Margarete, genannt Grete, die ungefähr neun Monate nach der Begegnung mit Georg zur Welt kommt, wird ihre Mutter werden. Josef war noch zweimal kurz im Fronturlaub daheim, sie könnte also auch seine Tochter sein. 

Doch als Josef erst nach Kriegsende wieder heimkehrt, tobt er vor Eifersucht, als auch noch der abgewiesene Bürgermeister ihm gegenüber lügt, Grete wäre von ihm. Josef wird sein Leben lang Margarete niemals anschauen oder berühren.

Das Besondere an dieser Geschichte ist, wie so grundsätzliche Themen wie Liebe und Zugehörigkeit, Vertrauen und Ehrlichkeit verhandelt werden. Man taucht sofort ab in diese Zeit, die von wortkargen Männern, fast rechtlosen Frauen und großer Armut geprägt ist. Monika Helfer beschreibt eindrucksvoll, dass Schönheit auch ein Fluch sein kann. Quasi neben ihrer eigenen Großmutter stehend und sich mit ihr vergleichend, malt sie sich in ihrer Phantasie aus, wie diese 32-jährige Frau mit schließlich sieben Kindern ihr hartes Leben meistert, und was sie wohl über die Liebe gedacht haben könnte. 


„Ich weiß nichts von den Träumen meiner Großmutter …“


Und dennoch wandert die Autorin ganz leicht und unbefangen ohne Chronologie durch die Generationen hindurch, so dass besonders die Frauenlinie Großmutter/Mutter/Tochter fast zu einem einzigen Wesen zusammenfließt. So als gäbe es keine Vergangenheit oder Gegenwart. 

Auch das Leben der anderen Familienmitglieder wird nach und nach zu Ende skizziert und jede und jeder wird eingefügt in das anrührende Kaleidoskop einer einzigartigen Familie: der „Bagage“. Unbedingt lesen!


Räumt ihr auch gerade so viel zuhause auf? Stellt eure Möbel um, probiert mal neue Kombinationen und Farben aus? 

„Fühl dich wohl in deinem Zuhause“ von Frida Ramstedt , Ullstein extra, 2020, 264 Seiten

Die schwedische Innendesignerin und Bloggerin Frida Ramstedt hat in diesem Ratgeber all die Tipps und Tricks gesammelt, nach denen sie selbst gesucht hatte, als sie begann, sich professionell mit dem Einrichten von Räumen zu beschäftigen. 

Ausgehend von der Titel-Frage: „Womit fühlen Sie sich wohl?“ nimmt sie uns mit auf ihre gut organisierte Reise ins Innere jeder Wohnung. Die Autorin hat dabei keine super stylishen Lofts oder riesige Altbau-Etagen im Blick, wie man sie aus Architekturzeitschriften kennt, sondern das ganz normale, eher kleine Zuhause. 

Auch will sie nicht zum übermäßigen Konsum ermuntern, eher geht es um die Umgestaltung von Bestehendem oder eine punktuelle Ergänzung mit wenig aufwändigen Mitteln. Klingt für mich echt skandinavisch pragmatisch und sehr sympathisch.

Die insgesamt neun Kapitel nehmen vielfältige Themen wie z.B. allgemeine Faustregeln, Farbgebung oder Beleuchtung ins Visier. Man lernt, auf neue Details zu achten und auch jede, die schon länger wohnt, kann hier noch Aha-Erlebnisse haben: Kennt ihr die 2:8-Regel, wenn es um das Verstauen von Dingen geht? Nur 20% sollten sichtbar sein, 80% gehören in verschlossene Schränke, damit das „visuelle Rauschen“ einen nicht immer wieder ablenkt oder sogar richtig stört. Und auch ihre Vorschläge zum Aufhängen von Bildern und Fotografien sind sehr erhellend und abwechslungsreich. Eigentlich ist für jede „Problemzone“ in der Wohnung eine Lösung zu finden. Und sich auch bewusst gegen eine ihrer Regeln zu entscheiden, kann eine perfekte Lösung sein.

Mit kleinen gezeichneten Abbildungen wird der Text ergänzt, Hochglanz-Fotos gibt es nicht. Hier liegt der Fokus ganz auf der Vermittlung von innenarchitektonischem Wissen, und auch wenn Frida Ramstedts Formulierungen manchmal an die einer strengen Lehrerin erinnern, kriegt man sofort Lust, einige der neuen Anregungen gleich mal auszuprobieren … Zeit dafür haben wir alle ja grad genug.

Und ich freue mich schon wieder auf die nächsten Buchtipps von Manja, unserer Buchbotschafterin. Wenn ihr auf der Suche nach speziellen Buchtipps seid, dann meldet euch gerne.

Kommentare

Maren Winter
05•04•2020
Danke für die tollen Tipps. Probiere ich beides aus. Natürlich NUR vom örtlichen Buchhändler ;-) Bleibt gesund, Maren
FTF, Uli Heppel
05•04•2020
Liebe Maren, das freut uns total. Und mit der Unterstützung der lokalen Buchhändler sind wir voll bei dir. Wir finden nämlich auch, dass das zwei ganz tolle Tipps sind. Bleib gesund. ♡Uli
Martina
05•04•2020
Beide Bücher klingen sehr spannend. Das Einrichtungsbuch muss ich tatsächlich bestellen. Denn Ich finde, die ursprüngliche Fragestellung einfach genial und so notwendig. Liebe Grüße Martina
FTF, Uli Heppel
05•04•2020
Liebe Martina, ich finde auch, dass sich das Buch klasse anhört. Das gibt einem bestimmt einen guten roten Faden für die Wohnung. Und jetzt, wo wir uns da so viel aufhalten fällt uns ja auch dauernd was auf, was man besser machen könnte. ♡Uli
Christa Lassen
07•04•2020
Ganz sicher auch für die Buchbotschafterin interessant - Anna Enquist, eine niederländische Schriftstellerin, die ich gerade für mich entdeckt habe. Inhalte spannend, fesselnd, zeitgemäss und so geschrieben, dass jeder Satz ein Genuss ist. Aktuellstes Buch: Denn es will Abend werden. Der Vorläufer: Streichquartett. Schöne Ostern ohne Osterfrühstück in grosser Runde aber mit viel Zeit zum lesen...
FTF, Uli Heppel
08•04•2020
Liebe Christa, ach was freuen wir uns über solche tollen neuen Buchtipps. Wir werden das auch gleich mal an unsere Manja weiterleiten. Vielleicht ist das ja noch eine tolle Idee für die Ostertage. Wir schicken dir ganz liebe Grüße und lieben Dank. ♡Uli
Manja Wittmann
09•04•2020
Aber sehr interessant für die Buchbotschafterin :-) Danke für den Hinweis, ich kenne nur den Namen, aber habe bisher noch nichts von Anna Enquist gelesen. Das wird nachgeholt. Fröhliche Lese-Ostern!
Ulrike Zecher
13•04•2020
Beide Bücher kommen gerade im rechten Moment. Das erste für die Mama – zum runden Geburtstag. Das zweite für den bevorstehenden Umzug zum Liebsten. Merci dafür und bleibt alle gesund. Wunderbare Grüße, Ulrike
FTF, Uli Heppel
14•04•2020
Liebe Ulrike, du nette Namensgefährtin ;-) das freut uns aber sehr. Wir sind gespannt, wie die Geschenke ankommen... Aber das hast du sicher perfekt ausgesucht. Pass auf dich auf. ♡Uli

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