19•07•2024 ••

Digital Detox oder die großen Ferien

Ich scrolle mal wieder durch meine Timeline bei Instagram. Hängen bleibe ich bei einem Bild einer zufrieden aussehenden Frau, die sich im Text Gedanken darüber macht, dass sie doch eigentlich gar nicht so zufrieden ist, wie sie auf dem Foto aussieht. Geht es mir in Wahrheit gar nicht so gut, wie ich mich gerade fühle, frage ich mich?

Ich lese einen Post einer Influencerin, die ich wirklich sehr schätze, weil sie sich gegen den ganzen Unbill, den die Welt so mit sich bringt, auflehnt mit wirklich gutem Content. Im Moment geht es bei ihr um Bodypositivity. Sie postet sich und eine andere etwas rundlichere Influencerin ungeschönt im Bikini. Würde ich mich das trauen, mich so ungeschönt mit all meinen Dellen zu zeigen, so frage ich mich? Ralf Schumacher hat sich als schwul geoutet. Sofort bin ich in Gedanken bei seinem Sohn. Ob er wohl Bescheid wusste?

In einer Story sehe ich, wie eine befreundete Kollegin gerade beim Friseur ist und sich die Haare färben lässt. Vielleicht sollte ich doch auch wieder färben?

Eine 58-Jährige läuft Ultramarathon … Sollte ich zu meinem 60. Geburtstag nicht doch noch einmal einen Marathon laufen?

„Das Leben der anderen“, so heißt ein Spielfilm über die Stasi in Zeiten der DDR. Und genauso fühle ich mich manchmal, wenn ich Instagram durchscrolle. Ich gucke bei anderen Leuten in deren Badezimmer, teilweise sogar in ihr Krankenzimmer. Denke über deren Leben nach und projiziere es bei (zu) intensivem Gebrauch auf mein Leben.


Zu hoher Konsum von Instagram kann zu Bewertung statt Inspiration führen …, sollte das nicht beim Öffnen von Instagram erscheinen?


So wie der Bundesgesundheitsminister uns beim Öffnen von Zigarettenschachteln vor den Nebenwirkungen von Rauchen warnt. Oder geht das nur mir so?

Ursprünglich waren wir ja mit einer Mission auf Instagram unterwegs:
Eine Community mit Gleichgesinnten zu gründen, also gemeinsam alt zu werden und uns alternde Frauen gegenseitig zu empowern. Dass es keinen Grund gibt, die Lust am Leben zu verlieren, wenn unsere Körper immer massivere Gebrauchsspuren zeigen, und unsere Gesichter immer deutlicher an Jugend verlieren.


Diese Mission gilt es zu erhalten und weiterhin gemeinsam mit Spaß auch auf Instagram alt zu werden.


Ja, es gibt wirklich wertvollen Content auf Instagram, nur wenn ich Instagram zu intensiv konsumiere, dann habe ich das Gefühl, dass das Leben der anderen immer mehr mein Leben bestimmt. Und genau dann ist es immer Zeit für eine Pause, Zeit für Digital Detox. 

Denn …


Auch die Pause gehört zur Musik. Stefan Zweig


Digital Detox, um mir Zeit für mein Leben zu nehmen.

Zeit für einen hoffentlich wunderbaren August. Zeit, um meine Dellen am See ungeschönt der Welt zu zeigen. Zeit, um vielleicht doch einen Halbmarathon zu trainieren. ;) Zeit, um wunderbare Dinge für den Herbst vorzubereiten wie zum Beispiel unseren Kalender, nach dem ihr schon ganz eifrig fragt …

Und dann verhält es sich mit Instagram im Herbst bestimmt auch so wie früher mit der Schule. Im Juli war Schule doof und im September war die Vorfreude groß, alte Bekannte wiederzutreffen.

 


Wir sehen uns hier und auf Instagram wieder Ende August. 


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