29•10•2020 ••

Fehlermeldung #1_Die Paarkolumne von FTF

In langjährigen Beziehungen häufen sich über Jahre die Fehlermeldungen. Deswegen wird es hier in unregelmäßigen Abständen eine Paarkolumne geben, die über Fehlermeldungen berichtet, die bei mir oder bei meinem Mann eingehen.


Folgende Fehlermeldung höre ich eigentlich wöchentlich:


„Wir haben schon wieder nichts, aber gaaaar nichts mehr zu essen.“ Das heißt bei uns, dass im Kühlschrank im Gemüsefach noch Karotten liegen, es einen Liter – okey – vielleicht auch nur einen halben Liter Milch gibt und 2 Joghurt plus Sahne – und natürlich Butter, Käse und Eier vom Markt. Dazu haben wir natürlich einen gut gefüllten Vorratskeller und immer Kartoffeln da. Und wahrscheinlich auch noch Tomaten. Für mich sind das noch volle vier Gerichte … Tortilla, Nudeln mit Tomatensauce, Risotto und … ach, da würde mir schon noch was einfallen. Ich gehe also am liebsten erst einkaufen, wenn ich nur noch Licht im Kühlschrank habe.

Für meinen Mann dagegen heißt diese Kühlschrankfüllung, dass es noch Essen für genau eine (!) Brotzeit gibt. 

Woran liegt es nur, dass manche Menschen es beunruhigend finden, wenn der Kühlschrank nicht überquillt? Und woran liegt es eigentlich, dass es in Beziehungen scheinbar immer einen Überqueller gibt – und einen Asketen. Denn eine zugegeben nicht repräsentative Umfrage im Freundeskreis hat ergeben, dass scheinbar Sammler Wegschmeißer anziehen und umgekehrt. Es ist also offenbar was Wahres dran: Gegensätze ziehen sich an.


Aber muss sich das auch noch bis auf den Kühlschrank runterdeklinieren?


Ich liebe übersichtliche Kühlschränke, finde es befriedigend, wenn ich bis zum Ende der Woche genau so eingekauft habe, dass es reicht. Wenn mir vielleicht eine Karotte schrumpelig wird, die ich dann noch in einem Pesto verwerten kann. Mein Mann und meine Kinder dagegen lieben überfüllte Kühlschränke. Sie strahlen, wenn die Fächer so voll sind, dass man vorne nur erahnen kann, was sich dahinter verbirgt. Ich dagegen bekomme das Grausen, wenn ich Platz schaffen muss, um einen Smoothie, den ich nicht ausgetrunken habe, im Kühlschrank unterzubringen. Obwohl, zugegebenermaßen, manchmal freue ich mich auch, wenn ich hinter einem Berg Käse noch Oliven finde, die sich da versteckt haben. Und ich dann die Tomatensauce noch mit Oliven verfeinern kann. Aber gebraucht hätte es das ja nun wirklich nicht. Oder doch? Jetzt habe ich es: Vielleicht sind Menschen, die volle Kühlschränke lieben, einfach Entdecker, die sich jeden Tag über Überraschungen freuen. Sozusagen den Kühlschrank als Wundertüte ansehen. Das werde ich jetzt mal ausprobieren.


Und mich so richtig überraschen lassen. Hoffentlich nicht von einem Käse, der mir entgegengelaufen kommt.


Mein Mann meint immer nur, unser Kühlschrankthema läge daran, dass wir einen zu kleinen Kühlschrank haben … Aber da sind wir dann schon beim nächsten Thema.

Mooooooment mal … Also, ich koche echt gerne und nicht nur - wie es meinen Geschlechtsgenossen ja oft vorgehalten wird - mit großem Gedöns einmal im Monat als Möchtegern-Witzigmann ein hochkomplexes Fünfgänge-Molekular-Menü streng nach Rezept. Und mit am Ende natürlich komplett verwüsteter Küche. Nein, ich bin ein durchaus alltagstauglicher Koch, aber ich hätte halt einfach gerne die dazu benötigten Lebensmittel zur Verfügung. Oder wenigstens die elementarsten davon … Vielleicht ist das ja auch nur wieder so ein Männerdings, aber irgendwie, denke ich, machen so ein paar Gewürze und Zutaten, die für die erprobte Zubereitung leckerer Gerichte vorgesehen sind, bestimmt auch Sinn. Oder etwa nicht? Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass man jedes Gericht auch nur mit maximal der Hälfte der angegebenen Zutaten auf den Tisch bringen kann, aber mir persönlich macht es einfach mehr Spaß, wenn ich beim Kochen in Sachen Aromatik und Geschmack aus dem Vollen schöpfen kann. Und vielleicht sogar ein bisschen kreativ zu sein.

Grundsätzlich muss man ja sagen, sind wir - meine Frau und ich - uns natürlich in unseren Lebensentwürfen gar nicht so unähnlich, wer hätte es gedacht. Wir sind beide nicht so die großen Planer, sondern entscheiden gerne spontan und (Achtung Wortspiel!) aus dem Bauch heraus. Das ist bei uns beim großen Jahresurlaub nicht anders als beim täglichen Abendbrot. Die Frage ist: Auf was hätten wir denn gerade Lust? Aber genau da fängt zumindest bei der kulinarischen Reise das Problem an: Während meine Frau beim Blick in den Kühlschrank Befriedigung darin findet, aus den spärlich vorhandenen Restwurzeln, Schrumpel-Stauden und Käserinden Kunstvolles zu kreieren (und dazu hat sie in der Tat Talent), mag ich es ...


 ... wenn mir die Vorratskammer zumindest ein paar Optionen offen lässt und mich nicht zur kreativen Mangelverwaltung zwingt.


Und dazu muss man - bitteschön - beileibe kein Lebensmittel-Horter oder gar Messie sein. Wir verbringen ja auch nicht die schönsten Wochen des Jahres dort, wo irgendeine Frühstückspension gerade noch ein kurzfristig storniertes Gastzimmer zur Restbelegung frei hat. Zumindest war das vor Corona noch so. 

Aber es stimmt schon - ich neige auch zum Sammeln und vielleicht gibt es da tatsächlich eine Korrelation. Vor einem übersichtlich und gut sortierten Kellerregal zu stehen, gibt mir ein wohliges Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. So in etwa wie ein wärmendes Kaminfeuer. Das gebe ich gerne zu, auch wenn es - zugegeben - etwas spießig und konservativ klingt. Wobei ich bei meinen Keller-Inspektionen eher Wert auf die Vielfalt der Bevorratung lege als auf die schiere Menge. Will sagen: Hamstern ist nicht mein Ding und Klopapier in Kubikmeter-Dimensionen macht mich auch nicht glücklich. Aber immer was im Hause zu haben, ist doch was Wunderbares … Das gilt übrigens nicht nur für Lebensmittel. Während meine Frau wie selbstverständlich davon ausgeht, für alle kleineren Reparaturarbeiten habe der Mann des Hauses doch sicherlich die geeigneten Schrauben, Nägel, Pinsel und Werkzeuge jederzeit griffbereit zur Hand, findet sie deren Anschaffung und Aufbewahrung ansonsten eher lästig bis überflüssig.


Die Garage, in der das Wenige, das ich als Handyman so besitze, auf seinen Einsatz wartet, müsse dringend mal wieder leergeräumt werden, meint sie. Brauchst doch eh nie.


Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

 

 

 

 


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Kommentare

Regina
29•10•2020
Selten so gelacht wenn zwei über das gleiche Thema schreiben... Die schrumpeligen Karotten... Auch mich erfreut ein übersichtlicher Kühlschrank, so wie Susanne. Und aus "nichts" etwas kochen zu können, das haben wir Frauen wohl schon seit hunderten Jahren so an uns. Bitte mehr von diesen Geschichten! Alles Liebe Regina P.S: und wenn es der Garage an den Kragen geht, lasst es mich wissen- ich platze vor Neugier!
FTF, Sabine Fuchs
30•10•2020
UUUH die Garage.. die ist für Fortgeschrittene ;)) Was als Nächstes kommt wird unser Alltag zeigen. Wir schwanken noch zwischen Hunde, bzw. Kindererziehung und Dekoration :)) Lg Sabine
Jeannette
30•10•2020
Wie herrlich und authentisch ... Geschichten die das Leben schreibt ... wir haben uns letztes Jahr tatsächlich einen grösseren ok, grossen Kühlschrank zugelegt und was soll ich sagen, sobald ich meine Wocheneinkäufe, auch die sind gut durchdacht und geplant, einräume frage ich mich allen Ernstes ... habe ich etwa Wichtiges vergessen?? es ist noch ausreichend Platz vorhanden um Unvorhergesehenes unterzubringen und ich kann immer noch sehen was sich in den hintersten Ecken versteckt!! ;)) Auf weitere Geschichten freue ich mich sehr und das Thema Garage ist auch bei uns nicht unbekannt!
FTF, Sabine Fuchs
30•10•2020
Die weiteren Geschichten werden kommen, versprochen .. Freut mich, wenn dir unsere Fehlermeldung gefallen hat. Lg Sabine
Imke
30•10•2020
Wunderbar!! Ihr seid beide klasse und ich habe - vor allem in diesen Zeiten wichtig - sehr geschmunzelt!! Dein Mann hat auch so eine gute Art zu schreiben, das ist wirklich ein Genuss!! Bitte weiter so ! Ich freue mich schon auf das nächste Thema!! Liebe Grüße Imke
FTF, Sabine Fuchs
30•10•2020
Danke für das liebe Kompliment. Da hast du richtig gelesen. Mein Mann ist vom Fach, während ich Autodidaktin bin. Vielleicht schreiben wir auch irgendwann darüber ;))
Katarina
30•10•2020
Wunderbare neue Kolumne! Sehr gelacht!!! Ich werfe seit Jahren Holzstückchen und Latten weg, die aus der Garage meines verstorbenen Ex-Schwiegervaters stammen. Mein Kühlschrank ist allerdings auch eher voll...
FTF, Sabine Fuchs
30•10•2020
Soweit wollen wir es nicht kommen lassen, dass unsere Schwiegersöhne irgendwann unsere Garage ausmisten :))). Lieben Gruß Sabine
Susanne Heib
30•10•2020
Was habe ich mich wiedergefunden in Eurer Geschichte, allerdings im Männerpart. Bei mir kann der Kühlschrank nicht voll genug sein und Männe schmeisst regelmäßig die Hälfte raus, insbesondere die vor sich hin gammelnden angefangenen Soßen oder Pasten. Wir haben übrigens einen zweiten großen Kühlschrank für Getränke und Gemüse mit o Grad Fach, sehr praktisch. Ein Problem gibt es aber noch mit der Wahrnehmung, auch geschlechtsspezifisch. Mein Göga sieht den Wald vor Bäumen nicht und kann z.b die Butter in einem, zugegebenermaßen vollen Kühlschrank nicht sehen, während ich von weitem schreie:"rechts vorne, 2.Etage von oben( natürlich richtig, ohne es zu sehen, rein aus der Erinnerung). Seltsam:-)
FTF, Sabine Fuchs
30•10•2020
Mein Mann sieht auch im leeren Kühlschrank die Butter nicht. Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte :))

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