22•09•2022 ••

Jassas – Auswandern nach Griechenland #3

Auswandern nach Griechenland, Folge 3

Wie viel Zeit ist jetzt eigentlich schon vergangen, seit wir hier in Griechenland angekommen sind? Kurz streift mich bei diesem Gedanken der Anflug einer rechnerischen Überlegung – aber wirklich nur ganz kurz, dann denke ich: Egal! Zeit spielt aktuell keine Rolle mehr, das Gespür dafür ist uns inzwischen fast völlig abhandengekommen. Tag für Tag sinken wir immer tiefer hinab in das andere Lebensgefühl.

Luxuriöserweise lassen wir Woche für Woche einfach so verrinnen; nur wenige Ereignisse durchqueren strukturierend unsere Bahn. Im ureigenen Zeitkosmos taumelnd, stelle ich fest: Wir beide haben uns mit allen Fasern auf dieses Lebensexperiment eingelassen.

Zeit spielt aktuell keine Rolle mehr.


So ist München mittlerweile nicht nur meilenweit, sondern fast schon Lichtjahre entfernt. Zwar durchzuckt mich schon ein kleiner Stich, wenn unsere liebe Nachbarin (die dankenswerterweise unsere Post durchsieht) Fotos von zu Hause schickt oder Begebenheiten aus unserer netten Nachbarschaft erzählt. Doch dieser Mini-Schmerz geht schnell vorbei. Irgendwie ist das auch komisch für mich – ich hatte mit mehr Heimweh gerechnet. 

Allerdings machen es ein paar unerwartete Entwicklungen leicht, uns immer stärker mit unserem zweiten Zuhause zu verbinden:


Thomas und ich sind Tiereltern geworden. 

Als erstes haben uns die beiden Hunde von nebenan zu ihren Adoptiveltern gemacht. Lisa und Bubu heißt das ebenso herzerwärmende wie drollige Mutter-Tochter-Gespann. Schon im letzten Jahr – als wir noch im AirBnB wohnten – waren sie häufig und lange bei uns zu Gast. In diesem Jahr sind die beiden nun kurzerhand vollständig zu uns gezogen. Wie selbstverständlich fressen, schlafen – leben – sie bei und mit uns, als wäre es nie anders gewesen. Natürlich haben wir das irgendwann auch mit ihrem Besitzer geklärt; doch da er arbeitsmäßig stark eingespannt ist, kommt es ihm sogar gelegen, dass wir ihm die Fürsorge abnehmen. Dabei ist sie vergleichsweise gering: Die beiden Hunde sind z. B. keine „Haus“-Tiere, sondern ganzjährig draußen. Und sie müssen auch nie ausgeführt werden, sondern bleiben sich im Gelände rundum selbst überlassen – wie fast die gesamte Zeit sonst auch. Und obwohl der Besitzer seine Hunde erkennbar mag, zeigt sich hierbei eine andere Seite der griechischen Mentalität: So herzlich sie miteinander sind, für die Tiere bleibt vergleichsweise wenig. Diese müssen schlicht Nutzwert haben und Streicheleinheiten sind kaum vorgesehen. 

 

Ich dagegen bin ganz anderer Natur. Schon seit Jahren wünschte ich mir einen Hund, aber da Thomas und ich jobbedingt kaum zu Hause waren, war das einfach keine Option. Jetzt habe ich die Gelegenheit, das Versäumte ein wenig nachzuholen. Ich liebe die Nähe zu den beiden Hunden, sogar deren individuellen Geruch. Und jedes Mal durchströmt mich dankbare Glückseligkeit, wenn ich sehe, wie sich Lisa oder Bubu voller Lebensfreude auf dem Rücken wälzen. 

 

Doch erst der zweite Zuzug in unser Part-time-Zuhause macht das Ensemble perfekt: Eine Katzenmutter bringt ihre ca. drei Wochen alten Kitten mit und richtet sich ebenfalls – auf der Terrasse – häuslich bei uns ein. Die Mutter ist von Anfang an ganz zutraulich, nur die vier Mini-Mietzen sind etwas ängstlich; doch da ich step-by-step zur Haupt-Essens-Versorgerin werde, weicht allmählich auch deren Scheu. So sieht meine derzeitige Wirklichkeit schon fast kurios anders als früher aus: Meine Tagesstruktur wird morgens und abends durch das Füttern der Tiere (plus Streichel-und Spieleinheiten) vorgegeben. Schlafe ich zu lange – also bis um 8 Uhr – springt die Katzenmutter draußen aufs Schlafzimmer-Fensterbrett und miaut lautstark, so als ob alle am Verhungern wären. Das halte ich natürlich niemals lange aus …! Gleichzeitig haben es sich die beiden Hunde zur Gewohnheit gemacht, mit uns täglich auf einen Abendspaziergang zu gehen. Bleibt dieser einmal scheinbar aus, weil ich z.B. am Computer versinke (meine neu gestaltete Website ist online: www.bettinahagendemuth.com), wird einfach kurz auffordernd gebellt und sich dann an der Eingangstüre schwanzwedelnd schon mal in Startposition gelegt.

Tatsächlich hatte ich ursprünglich in meiner ureigenen Naivität gedacht, ich würde diese ganzen tierischen Freigeister mit der Zeit schon ein wenig erziehen, doch jetzt erscheint es eher umgekehrt – die Tiere erziehen mich!


Ihr Trick dabei: Sie alle haben mein Herz ganz fest im Griff.


Natürlich wird mir zeitweise bange, was sein wird, wenn wir wieder abreisen. Doch das Gute ist: Ich lerne von den Tieren, weniger in der Zukunft, sondern mehr im Moment zu leben. Und so versuche ich, die Gedanken ans nach Hause gehen zu verdrängen. Schließlich ist jetzt die Zeit, hier mit allem und allen glücklich zu sein. Es weiß sowieso keiner, was wann und wie kommt. Also: carpe diem! Fortsetzung folgt …

 

 

Wir freuen uns auf deinen Kommentar

*Markierte Felder sind erforderlich • Deine Email-Adresse ist nicht öffentlich sichtbar.

Ausführliche Informationen zur Datensicherheit findest du in der Datenschutzerklärung.

nach oben