20•07•2017 ••

Leidenschaft hoch 3

 

Die Challenge in Roth im Juli gilt als DAS Sportereignis in Bayern. Bei diesem Langdistanztriathlon müssen die Sportler zuerst 3.8 Kilometer schwimmen, dann 180 km Radfahren und schließlich noch einen Marathon absolvieren. Die Besten kommen nach 8 Stunden ins Ziel, wer mehr als 15 Stunden braucht, fällt aus der Wertung.

Oder man teilt sich die Langdistanz als Staffel. Auch das ist immer noch eine Challenge, denn jede Strecke für sich stellt schon eine echte Herausforderung dar. FTF hat drei Sportlerinnen bei ihrer Vorbereitung für die Staffel und beim Triathlon begleitet. Und ja: Triathlon ist wirklich Leidenschaft für den Sport hoch 3. Und wenn man sich das Ganze dann auch noch als Staffel teilt, verdreifacht sich diese Leidenschaft noch einmal:

Die Schwimmerin: Sabine Wiese, ursprünglich Bankfachwirtin, kümmert sich heute in einer Kinderarztpraxis um die Organisation. Die Mutter von 2 Söhnen schwimmt erst seit 3 Jahren (!), davor konnte sie nicht einmal kraulen. Sie ist die Initiatorin der Staffel und brennt für den Start bei der Challenge, seit sie ihren Mann in Roth angefeuert hat.

Die Radlerin: Bettina Huber, ursprünglich Eishockeyspielerin in der deutschen Nationalmannschaft, hat das Rennradfahren erst vor 2 Jahren angefangen. Durch ihre Erfahrung als Leistungssportlerin bringt sie die Ruhe ins Team. Wenn sie keinen Sport macht, kümmert sie sich um ihren 12- jährigen Sohn und arbeitet Teilzeit in der Herstellung für Papierwebeartikel.

Die Läuferin: Susanne Heindl, läuft bereits seit 30 Jahren, hat schon zwei Marathons hinter sich und unzählige Halbmarathons. Ihre weitere Leidenschaft gilt dem Essen, als Ökotrophologin und Kochbuchautorin hat sie auch hier schon viele Erfahrungen gesammelt. Susi hat zwei Kinder und ist die Strukturierte im Team. 
 


Triathlon ist wirklich Leidenschaft für den Sport hoch 3.


FTF: Ganz ehrlich, eure Leben hören sich nicht gerade an, als wäre euch langweilig. Was hat euch angetrieben, in eurer Freizeit Leistungssport zu betreiben?
Susi:
Ich liebe es, meinen Körper herauszufordern, an meine Grenzen zu gehen. Das reizt mich. Ich liebe es, durch strukturiertes Training die Veränderungen im Körper zu spüren. Wenn ich mir einen Plan mache, dann ziehe ich das Ganze auch durch, im Sport wie im ganzen Leben.

Bettina:  Seit 2 Jahren radele ich. Aber eher gemütlich, einmal die Woche so 1 1/2 Stunden und am Schluss immer mit einer Kugel Eis. Leistungsradeln mache ich jetzt nur für den Triathlon. Angefangen hab ich eigentlich nur, weil ich bei Hitze nicht laufen mag. Laufen gehe ich seit 6 Jahren. Ich war ja früher Eishockeyspielerin in der Nationalmannschaft. Da braucht man nach 21 Jahren erst einmal eine Pause vom Sport.

Sabine: Ich hatte einen Hallux und konnte nicht laufen. Nach der Operation vor 4 Jahren habe ich ganz langsam (10 Minuten) angefangen zu laufen. Mir tut das Laufen einfach vom Kopf her gut.  So habe ich mich immer mehr gesteigert. Mein Mann hat mir zum Geburtstag vor 3 Jahren einen Start zu einem „Jedermann-Triathlon“ geschenkt. Ich habe im März Geburtstag und war bis dahin noch kein einziges Mal im Wasser. Der Triathlon war im Mai mit 750 m schwimmen. Und ich bin ehrgeizig :-). Damals bin ich als letzte aus dem Wasser, bin auch nur Brust geschwommen. Während des Schwimmens habe ich mir gedacht: Einmal und nie wieder! Aber dann beim Laufen und Radeln konnte ich einige überholen und so habe ich Feuer gefangen. Und ich wusste: Jetzt will ich richtig Schwimmen lernen.
 

FTF: Wie habt ihr entschieden, wer mit welcher Sportart an den Start geht?
Sabine: Mein großer Traum war immer, in Roth zu starten. Ich wollte nicht schwimmen, aber mir war klar, dass ich eine reine Frauenstaffel machen wollte. Frauen zu finden ist nicht so einfach. Den Schwimmpart mache ich, weil kein anderer da war. Da habe ich jetzt wirklich in den sauren Apfel gebissen. Und Bettina kann einfach am besten radeln - sie gibt sogar beim Bergabfahren noch richtig Gas, weil sie keine Angst hat.

Susi: Ich habe auch zum Rennradfahren angefangen und vor 2 Jahren zum Schwimmen. Aber keine der Sportarten hat für mich den Effekt wie das Laufen. Keine macht mir den Kopf so frei. Laufen ist meins.

 

FTF: Was bewundert ihr denn aneinander?
Susi: Sabine ist ein Vollgastyp, sie hat richtig Biss. Bettina ist stark, Fahrradfahren passt zu ihrer Power.

Sabine: Bettina kann Berge raufradeln, da schaue ich nur hinterher. Bettina kann ganz schnell auf 100 gehen. Sie ist entspannt und nimmt viel mit Humor, ist ein Stück weit entspannter als Susi und ich. An Susi bewundere ich, dass sie ihre Ziele abarbeitet, genau nach Plan mit einer irrsinnigen Konsequenz.

Bettina: Susi ist total diszipliniert, wirklich bewundernswert. Sabine hat so einen Ehrgeiz, die meldet sich irgendwo an und zieht das dann auch durch. Ich würde sagen, jeder von uns hat die richtige Einstellung, um das Ziel zu erreichen. Wir sind schon das perfekte Team.

 

FTF: Der Name eurer Staffel ist „Superdrive“. Was ist das Schöne an einer Staffel?
Bettina:
Die Übergabe ist das Schöne. Und dann gemeinsam ins Ziel zu laufen, das ist wirklich toll.

Susi: Es ist ein Gemeinschaftsprojekt. Viele Einheiten haben wir gemeinsam gemacht. Man muss aushalten, dass man bei den Sportarten der anderen das schwächste Glied ist.  Aber eine Triathlonstaffel ist auch lustig. Die Übergabe des Chips ist einfach ein Erlebnis. Man fiebert, dass der andere kommt. 

Sabine: Wenn man aus dem Wasser kommt, umarmt einen der nächste, er freut sich, dass du da bist. Die Freude multipliziert sich einfach, weil man das Ganze gemeinsam erlebt. Es ist, als würde man selbst laufen oder radeln.


Die Freude multipliziert sich einfach, weil man das Ganze gemeinsam erlebt.


FTF: Was ist das Herausfordernde an einer Staffel?
Susi: Natürlich will ich nicht abbrechen, aber wenn man das Ganze im Zusammenhang mit den anderen sieht, ist die Verantwortung groß und auch belastend.

Sabine: Wenn man was alleine macht, scheitert man auch alleine. Wenn ich jetzt als Schwimmer nicht in das Ziel komme, dann haben die anderen völlig umsonst trainiert. Das sehe ich schon als Belastung.

Bettina: Man will das Beste rausholen, weil man immer im Kopf hat, dass man das auch für die anderen macht. Beim Rennen selber empfinde ich das schon als Druck, das treibt dann aber auch zu Bestleistungen.

FTF: Wie wollt ihr euer Ankommen feiern?
​Sabine. Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Das Ankommen ist sehr emotional, man macht den Sport ja auch für das Ankommen. Wir dürfen ja gemeinsam ins Ziel laufen, 500 m vorher dürfen wir dazustoßen.

Susi: Das gemeinsame Ankommen im Ziel ist Feier genug.

Bettina: Lachend, umarmend, freuend. Meine Gedanken sind jetzt aber so auf das Rennen fixiert, dass ich mir da jetzt noch gar keine Gedanken gemacht habe.

 

FTF: Wie lange habt ihr trainiert?
Bettina: Es ist schwierig, einen Radelplan zu finden. Ich habe nach einem Trainingsplan für den Iron Man trainiert und nur die Radeinheiten gemacht.  Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das waren jetzt 18 Wochen. Die weiteste Strecke waren 120 km. Und ich bin noch laufen gegangen.

Sabine: Seit Januar habe ich intensiv schwimmen trainiert. Beim Schwimmen gibt es keinen richtigen Trainingsplan. 3x die Woche war ich schwimmen. Bin aber auch noch laufen und auch radeln gegangen. Weil ich ja die olympische Distanz auch noch alleine in Bad Tölz gemacht habe.

Susi: Ich hatte einen 12-wöchigen Trainingsplan. Gemeinsame Einheiten haben wir aber seit einem Dreivierteljahr gemacht.

FTF: Hattet ihr Motivationslöcher?
Susi: Ja klar. Die Momente, in denen das Gefühl da ist, man schafft das nicht, kommen immer wieder. Aber wenn man dann mit den anderen telefoniert, baut einen das wieder auf. Gerade jetzt, in der Endphase, wenn die Nerven blank liegen, haben wir täglich Kontakt.

Sabine: Klar hatten wir alle mal Tiefs. Wir haben geschaut, dass wir einmal die Woche gemeinsam trainieren. 

Bettina: Ich hatte schon Löcher, wo man sich denkt: Jetzt schon wieder 4 Stunden aufs Rad! Aber wir haben uns geschrieben und meine Familie hat mich schon auch unterstützt.

 

FTF: Ist es Zufall, dass ihr eine reine Frauenstaffel seid?
Sabine:
Seit 5 Jahren, seit ich meinem Mann beim Triathlon zugesehen habe, versuche ich, einen Staffelplatz zu bekommen. Letztes Jahr hatte ich dann endlich Glück. Für mich war klar, dass ich eine reine Frauenstaffel zusammenbekommen will. Es ist einfach witziger. Ursprünglich wollten wir sogar jeder in einer anderen Sportart starten. Susi sollte schwimmen, ich radeln und Bettina laufen, da Bettina unbedingt einmal einen Marathon laufen will. Aber letzten Endes hat dann doch die Stärke jedes einzelnen entschieden.

Susi: Nein, wir wollten eine Frauenstaffel machen. Sabine und ich sind beispielsweise vorletztes Jahr einen Marathon gemeinsam bis km 38 gelaufen. Wir haben uns aufeinander eingelassen als Team. Und Bettina hat unser Team einfach komplett gemacht.

Bettina: Ich trainiere gerne mit Frauen, weil wir ein ähnliches Leistungsniveau haben. Normalerweise habe ich gegen meinen Mann keine Chance. Aber im Moment will er nicht mehr mit mir radeln :-)

 

Nachtrag: FTF war ja am 9.7.2017 in Roth dabei. Und die Challenge ist wirklich Emotion pur. Das ist den ganzen Tag spürbar. 250.000 Zuschauer, die ihre Energie an die Sportler weitergeben. Der Zieleinlauf ist großartig, auch als Zuschauer wird man wirklich gepackt. Unsere 3 Sportlerinnen sind gesund und mit ihren jeweiligen Zielzeiten ins Ziel gekommen.

Hier jetzt das Fazit der Staffel „Superdrive“:

Sabine: Einfach nur geil!!!!! Es ist einfach unglaublich, die Stimmung, dieses Erlebnis und das mit zwei Freundinnen, ein wahnsinnig schönes Gefühl. 

Susi: Roth war einfach ein unglaublich tolles Erlebnis. Die Stimmung dort ist unbeschreiblich und trägt einen auf den letzten Metern. Die Staffel hat es für mich noch schöner gemacht, weil man mit jedem mitfiebert und sich unglaublich mitfreut, wenn er seinen Part geschafft hat. Staffel ist einfach 3x Freude pur!

Bettina: Ich habe im Sport ja schon viel erreicht und erlebt, aber immer wieder ist es ein Höhepunkt, sich die Ziele neu zu stecken und gerade als Team zu trainieren und gemeinsam durch Höhen und Tiefen zu gehen und am Ende durchs Ziel zu laufen, um dann festzustellen: Genau das alles hat sich gelohnt für diese pure Freude. Ein Dank an meine zwei Staffelpartner für dieses unvergessliche Erlebnis -  ihr seid super!!!


Genau das alles hat sich gelohnt für diese pure Freude.


 

Kommentare

Uli
20•07•2017
Was für ein inspirierender Artikel! Da schwappt die Begeisterung für den Sport direkt rüber. Toll und Gratulation an Superdrive :-)
Petra Sammer
21•07•2017
Warum muss es überall Leistung sein? Ein schön geschriebener Artikel. Aber inhaltlich finde ich es schade, dass wieder einmal Leistungsdruck im Privatleben so hoch gejubelt wird. So viele Menschen - und besonders solche, die voll im Job stehen - übertragen die Anreizsysteme aus dem Job ins Privatleben. Sie wollen auch dort Lob und Anerkennung und das geht mit Sport am besten. Daher gehen so viel an ihre körperliche Grenze ... Marathon, Triathlon, Ironman. Anstatt auszurufen wird weiter gekämpft, mit Projektplänen, sorry Trainingsplänen strukturiert und Leistung dokumentiert. Und wir ... die wir faul in der Hängematte liegen ... kriegen ein schlechtes Gewissen. Auch beim Lesen solcher Artikel. Aber neun. Nix da. Freizeit heisst "Frei"zeit und nicht, am "AmWochenendeZeigstDuDeinenFreundenWasInDirSteckt"-Zeit. Das Morto heisst "Cool down" und nicht "Burn Out".
FTF, Sabine Fuchs
23•07•2017
Liebe Petra, da ist sicher bei so manchen Hobbyleistungsportlern was dran. Für unser Superdriveteam kann ich bestimmt sagen, dass sie das nicht machen um irgendjemandem etwas zu beweisen, sondern ihnen der Sport einfach viel Spaß macht und ihr Leben bereichert . Dazu kommt ein sehr schönes Gemeinschaftserlebnis. Und jeder sollte doch das machen, was ihn zufrieden macht. Ob Couchliegen, Schwimmen oder Radeln oder einfach gar nix. :)

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