Schlafstörungen
Alles schläft, einsam wacht ...
Mit Schlafstörungen haben wir doch fast alle irgendwann zu tun. Und es ist ein viel diskutiertes und konträres Thema, die Schlafstörung. Schon Sabine und ich haben dazu sehr unterschiedliche Einstellungen. Während sie völlig entnervt am Morgen ins Büro stürmt und mir ein „Ich habe heute Nacht wieder so beschissen geschlafen“ als Begrüßung entgegenschleudert, habe ich damit nicht wirklich ein Thema. Nicht etwa, dass ich immer 8 Stunden durchschlafe wie ein Baby und keine „Schlafstörungen“ habe. Ganz im Gegenteil, ich schlafe meist nur um die 5 – 6 Stunden (wenn überhaupt) und das aber auch schon fast immer.
Aber ich nenne das für mich einfach nicht Schlafstörungen und noch wichtiger, ich leide nicht wirklich unter meinem schlechten Schlaf.
Warum haben wir denn überhaupt eine „Schlafstörung“ und ab wann ist eine Schlaflosigkeit oder schlechter und unruhiger Schlaf eine Störung?
Das definiert wahrscheinlich jeder anders für sich. Für manche ist es schon kritisch, wenn sie nicht 8 Stunden am Stück durchschlafen. Andere brauchen ewige Zeiten bis sie einschlafen, schlafen dann aber durch und wieder andere sind fünfmal in der Nacht wach.
Aber vielleicht sind unsere Erwartungen bezüglich dieses Themas einfach zu groß.
Den ganzen Tag haben wir Termine und Stress. Um runter zu kommen trinken wir am Abend zum Krimi noch ein Glas Rotwein und im Bett checken wir noch mal kurz die Mails und schießen noch ein paar Likes und Kommentare auf die sozialen Plattformen. Dann Licht aus und bitte sofort in einen erholsamen Schlummer fallen und das dann wiederum bitte 7,5 Stunden im Tiefschlaf, bis uns am Morgen der Wecker aus unseren Träumen holt.
Nächtliche Unterbrechungen in Form von zermürbenden langen Wachphasen sind hier aber bitte nicht vorgesehen. Und wenn man sich dann tatsächlich stundenlang wach auf der Matratze hin und her wälzt, dann kommen wir ins Grübeln, was denn da nicht stimmen kann?
Aber aus ärztlicher Sicht gibt es einige Kriterien, ab wann eine wirkliche Schlafstörung vorliegt, nämlich dann, wenn der Zustand mehr als drei Monate anhält und auch öfter als dreimal pro Woche vorkommt. Wenn das Einschlafen, Durchschlafen und das frühmorgendliche Erwachen massiv gestört sind, wenn ich mich am Tag extrem beeinträchtigt fühle, im Sinn von Dünnhäutigkeit, schneller Gereiztheit, schlechter Konzentrationsfähigkeit, Leistungs- und Aufmerksamkeitsstörungen. Wenn das alles nur hin und wieder passiert, spricht man zumindest nicht von einer pathologischen Schlafstörung.
Und doch ist es mehr und mehr ein allgegenwärtiges Thema, mit dem wir ständig konfrontiert sind. Als direkt Betroffene oder weil wir ständig darüber hören oder lesen. Hat vielleicht auch was mit unseren Lebensphasen zu tun. Und dann kommen auch noch hormonelle Aspekte hinzu. Ganz bestimmt möchte ich das Thema im Zusammenhang mit den Wechseljahren nicht mindern. Ich weiß, dass es jede Menge Frauen gibt, die sehr unter diesen Schlafstörungen leiden. Aber trotzdem denke ich, dass es letztlich auch immer davon abhängt, wie wir damit umgehen.
Ich hatte dieses Thema mit dem wenigen Schlaf schon als Kind und das hat sich auch nie so wirklich verändert. Selbst in Jugendzeiten oder im Studium, wo ich oft mal erst gegen Morgen ins Bett ging, war ich nach ein paar wenigen Stunden wieder wach, während meine Kommilitonen weit bis in den Nachmittag schlafen konnten. Das konnte ich leider noch nie. Sobald der Tag Fahrt aufnimmt, bin ich einfach wach.
Das hat vielleicht auch mit meiner Neugier auf das Leben zu tun und mit meiner heimlichen Angst, immer etwas zu verpassen, wenn ich zu viel und zu lange schlafe.
Wenn ich also sage, ich leide nicht unter meinen Schlafstörungen, dann deshalb, weil ich mich dadurch nicht wirklich beeinträchtigt fühle. Selbst wenn ich wenig schlafe, fühle ich mich am nächsten Tag selten unfit. Meist bin ich auch so in meinem täglichen Flow, dass ich gar keine Zeit darauf verschwende, Müdigkeit zu empfinden.
Klar ist das auch immer davon abhängig, in welcher Phase der Nacht ich mal wachgeworden bin. Wenn ich durch nicht nachvollziehbare Gründe aus einer Tiefschlafphase gerissen wurde und dann nicht mehr einschlafen kann, fällt mir das Aufstehen am nächsten Morgen schon auch mal schwer und natürlich bin ich tagsüber auch mal müde.
Aber ich fühle mich nicht unausgeglichen oder gar krank. Ich nehme es, wie es ist. Es lässt sich sowieso schwer ändern. Es ist einfach so, manche Menschen brauchen 9 Stunden Schlaf, damit sie sich gut fühlen, andere kommen mit 5 Stunden aus.
Vor Jahren habe ich irgendwo mal einen Artikel über ein afrikanisches Naturvolk gelesen. Die Sammler und Jäger haben sich wegen ihrer unterschiedlichen Tätigkeiten in Gruppen aufgeteilt. Und aus diesem Grund haben sie auch ein ganz unterschiedliches Schlafverhalten.
Im Kern schlafen sie alle zwischen 21:00 und 6:00 Uhr. Sie sind ganz sicher nicht von irgendwelchen technischen Geräten oder Lichtern abgelenkt, wie wir. Das heißt, es gibt keine äußerlich störenden Einflüsse. Manche schlafen für ein paar Stunden, andere sind kurz nach dem Einschlafen wieder wach. Manche schlafen früher ein, andere später. Deshalb ist innerhalb des Volkes immer zumindest einer wach, weil er sich um die Sicherheit der anderen kümmert.
Oder es ist auch erwiesen, dass die Menschen vor der Industrialisierung ein ganz anderes Schlafverhalten hatten als heute. Die haben nämlich keineswegs die ganze Nacht durchgeschlafen. Sie gingen früh zu Bett und wachten meist um Mitternacht auf. Dann haben sie 2 Stunden irgendwas gearbeitet oder erledigt, um dann noch einmal für ein paar Stunden zu schlafen. Dieses Verhalten hat sich tatsächlich erst im 19. Jahrhundert verändert.
Vielleicht heißt das auch, dass unsere Schlaflosigkeit in irgendeiner Form evolutionär bedingt ist. Gut, ich gebe zu, das ist natürlich kein wirklicher Trost, wenn wir uns nachts wach im Bett herumwälzen und uns unser Kopfkino in den Wahnsinn treibt. Aber dennoch gibt es uns vielleicht in irgendeiner Form eine Erklärung und lässt unsere Schlaflosigkeit nicht in einem gar so grundlosen Licht erscheinen.
Meist sind die Nächte auch gar nicht so schlaflos, wie es sich erstmal anfühlt.
Denn das „stundelange“ Wachliegen dauert oft nur wenige Minuten, die sich aber wie endlose Stunden anfühlen. Und so komme ich doch fast immer auf meine 5 – 6 Stunden Schlaf.
Und natürlich ist auch der ständige Blick auf die Uhr in der Nacht nicht wirklich förderlich. Meist fühle ich mich dadurch noch mehr unter Druck gesetzt. „Uaaaaahh, nur noch 3 Stunden und dann klingelt der Wecker.“
Was tun also bei Schlafstörungen?
Natürlich gibt es einige Tipps, wie wir wieder besser schlafen. Wie zum Beispiel Einschlaf-Apps (ich habe hier die fünf besten Apps zusammengestellt) oder die allbekannte Schäfchen-Zähl-Methode. Zum Einschlafen hilft mir auch oft ein Podcast ganz gut. Ich denke, jeder von uns hat seine eigenen Methoden oder Versuche entwickelt, wieder in den Schlaf zu finden. Und die funktionieren manchmal und manchmal eben auch nicht.
Wenn ich mitten in der Nacht aufwache und nach einigen Versuchen merke, dass ich wahrscheinlich erstmal nicht mehr einschlafen werde, versuche ich es auch nicht endlos lange. Ich mache einfach das Licht an und nehme mir ein Buch. Ich stoppe damit erstmal mein Kopfkino, das ja in solchen Momenten meist losläuft und das kann ich am besten, indem ich in eine andere Welt eintauche. In die Welt irgendwelcher Romanfiguren oder noch besser zum „Wieder-Einschlafen“ funktioniert meist ein etwas dröges Fachbuch. So habe ich zumindest den Eindruck, dass die Zeit nicht völlig nutzlos war. Und in der Nacht lassen sich Probleme leider sowieso schlecht lösen.
Sabine zum Beispiel schwört bei Schlafstörungen auf Meditation. Ich denke auch, das ist eine gute Möglichkeit.
Außerdem hat eine Studie in Schweden bewiesen, dass man zum Beispiel den fehlenden Schlaf unter der Woche tatsächlich am Wochenende nachholen kann und der Körper das durchaus akzeptiert.
Ich möchte das Thema Schlaflosigkeit oder gar Schlafstörung auf keinen Fall mindern.
Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass es wirklich problematisch sein kann. Ich kann nur für mich definieren, dass ich mich deshalb nicht aus der Ruhe bringen lasse. Solange ich nicht wirklich darunter leide und es auch keine offensichtlichen Beeinträchtigungen für mich mit sich bringt, versuche ich, es gelassen zu sehen. Was bringt es mir, mich darüber aufzuregen? Doch nur noch mehr Unruhe. Ich sehe es einfach als eine der Aufgaben, die das Leben so bereithält.
Und ich versuche auch, die positiven Dinge zu sehen, die mir dadurch beschert werden. Ich genieße zum Beispiel die wundervollen Sonnenaufgänge, die ich sonst alle verpasst hätte. Oder ich freue mich darüber, wie viele Bücher mit ihren Geschichten ich dadurch schon erlebt habe. Tagsüber hätte ich nie die Zeit, sie alle zu lesen. Ich nehme es einfach so hin und versuche, das Beste darin zu sehen. ;-)
Komisch ist es aber schon, dass es genau immer einen Moment gibt, an dem ich unendlich gut, lang und tief schlafen könnte: Montagmorgen, 6:44 Uhr, kurz bevor der Wecker klingelt.
Kennt ihr das?Habt ihr auch mit Schlafproblemen zu kämpfen und was tut ihr dagegen? Wir freuen uns auf eure Kommentare.
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