Schule... und wie komme ich lebend aus dieser Situation heraus?
Mein Sohn geht in die 8. Klasse. Und er... pubertiert. Leider verhält sich seine Motivation – nämlich sich so unwichtigen Dingen wie dem Lernen zu widmen – nicht wirklich proportional zu den steigenden Ansprüchen, die die Schule genau jetzt an ihn hat.
Manchmal habe ich das Gefühl, die Ansprüche der Schule richten sich auch nicht wirklich an ihn, sondern an mich. Zumindest empfinde ich das so. Ich durchlebe die 8. Klasse zum zweiten Mal! Und nicht nur die 8. Klasse. Alle vorangegangenen Klassen ebenfalls und die folgenden wahrscheinlich auch. Nun gibt es sicher Stimmen die sagen, man müsse die Kinder schon früh zu selbstständigen Wesen erziehen und sie eigenverantwortlich handeln lassen. Aber Kinder sind eben verschieden und MEINES ist auch verschieden!
Der tägliche Alptraum beginnt damit, dass die erforderlichen Hefte und Bücher für anstehende Hausaufgaben oder Lernvorbereitungen natürlich nie in der Schultasche zu finden sind.
Vielmehr wurden sie vergessen oder sind auf wundersame Weise verschwunden. Manchmal gibt es tatsächlich noch Fragmente, die aber leider unvollständig oder in so zerknitterter und bemalter Form vorliegen, dass sie leider völlig unbrauchbar und nicht lesbar sind. Nachdem man dann mühsam die erforderlichen Aufzeichnungen von doch besser organisierten Mitschülern auf dem Smartphone organisiert hat, geht die große Entzifferungsorgie los. Die Kommilitonen sind zwar im Besitz der Aufzeichnungen, aber in derartig hieroglyphischer Form, dass mir jedes entzifferte Wort einen Freudenschrei entlockt. Hat man endlich die erforderlichen Aufzeichnungen einigermaßen vollständig dechiffriert, hat man damit ja erst mal nur die Basis für die bevorstehende Schlacht. Zuerst wird mal sehr ausführlich erklärt, dass man gar nicht wisse, was zu tun sei und dass das, was Mama vorschlägt, gar nicht gefordert wäre, die Lehrerinnen das ganz anders erklärt hätten und überhaupt, warum man denn überhaupt diesen ganzen Mist wissen müsse... Im Zeitalter von Google, Minecraft und Wikipedia wäre das alles überflüssiger Ballast!
...Mir fehlen die Worte und vor allem das Verständnis! Ich erkläre ihm, dass, wenn ein Arzt während einer OP erst mal Wikipedia und Google zu Rate ziehen muss, das sicher nicht so lustig für den am OP-Tisch-Liegenden wäre. Der Einwurf prallt an ihm ab und findet wenig Zustimmung und Einsicht.
Hat man dann so ein „Lernwochenende“ endlich einigermaßen unbeschadet überstanden, ist selbst wieder um viele Informationen über Ungleichungen, Gleichungen, Blutkreisläufe und tropische Regenwälder reicher, kommt am Sonntagabend noch ein leiser, ganz leiser Einwurf: Man hätte da tatsächlich noch eine verhängte Strafarbeit übersehen und die sollte doch am nächsten Morgen pünktlich vorliegen, denn sonst gäbe es eventuell stärkere Sanktionen. Für mich sind diese „stärkeren Sanktionen“ in diesem Moment ein sehhhhhhr verlockendes Angebot. Auf alle Fälle verlockender, als jetzt „Just-zu-Tatort-Beginn“ die gesamte Hausordnung zu diktieren.
Ich bin kurz davor, einen „häuslichen Tatort“ zu schaffen!
Zerknirscht und äußerst schlecht gelaunt beginne ich das Diktat mit dem noch schlechter gelaunten Kind. Vier Seiten Hausordnung in 6-Punkt-Schriftgröße. Ein Sonntag-Abend der Extraklasse! Wieso gab es denn diese Strafarbeit überhaupt? Guuute Frage! Das Kind ist sich natürlich keiner – aber auch gar keiner Schuld bewusst und wurde völlig unschuldig zu dieser Arbeit herangezogen. Schuld waren alle Anderen, nur er selbstverständlich nicht. Der Lehrer wollte nur ein Exempel statuieren und genau diesem Umstand ist er zum Opfer gefallen. Peng! Warum nur fällt mir das so schwer zu glauben?
Eine weitere Herausforderung ist das Management der bevorstehenden Schulaufgaben, Exen und Referate. Ganz klar: Das ist nicht meine Aufgabe! Schließlich habe ich selbst genug um die Ohren. Aber leider funktioniert das nicht. Denn im Glücksfall werde ich nur über jede dritte und vierte bevorstehende Prüfung informiert und das möglichst erst einen Tag vor Prüfung. Ein Trost ist es aber, dass es wohl allen anderen Eltern genauso geht. Denn man hat jetzt ganz „zeitgemäß“ eine Whats-App-Klassengruppe gebildet. Wenn man die einzelnen Informationen so zusammenträgt, kommen wir auf ein ganz brauchbares Ergebnis. Zumindest ist der Großteil der Prüfungsinformationen abgedeckt. So kämpfen wir uns Tag um Tag, Wochenende um Wochenende und Monat um Monat durch das 8. Schuljahr. Immer in der Hoffnung, dass sich der Schalter ja täglich umlegen könnte und man dann seiner Aufgaben als Lern-Coach enthoben wird.
Viel entspannter kann ich die Situation allerdings angehen, seit ich neulich ein Gespräch mit seinem Klassenlehrer hatte. Sein Kommentar auf meine Erzählungen und Befürchtungen war nämlich:
„Seien Sie froh, wenn Sie beide lebend aus dieser Phase herauskommen...“
Ups, so habe ich das noch gar nicht gesehen! Und gerade sind ja auch Ferien und überhaupt...
Gibt es unter euch auch so Überlebenskünstler? Dann freue ich mich auf Zuspruch und eure Geschichten.
#copyright
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
All rights reserved. Do not use our pictures and content without our permission.
Alle Fotos und Texte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne unsere Einwilligung übernommen und verwendet werden.
Kommentare
Wir freuen uns auf deinen Kommentar
*Markierte Felder sind erforderlich • Deine Email-Adresse ist nicht öffentlich sichtbar.
Ausführliche Informationen zur Datensicherheit findest du in der Datenschutzerklärung.