21•09•2018 ••

Unsere schönsten Seiten II

Gerade war es noch Sommer. Und was war das für ein Sommer! Man konnte glauben, der hört nie mehr auf. Aber... oke, wir haben es akzeptiert, der Herbst ist da und damit auch die kuschelige Zeit, in der wir uns entweder ins Bett oder in die Badewanne legen und das am liebsten mit einem Buch. 

Ach, das wird gemütlich. :) Wir haben aber auch im Sommer viel gelesen und einige dieser Bücher wollen wir euch ans Herz legen.

Und verreisen könnt ihr auch mit unseren Buchempfehlungen.

Nach Paris... 

mit Ulis Buchtipp:

Das Atelier in Paris

Guillaume Musso, Piper Verlag

Das Atelier in Paris fiel mir tatsächlich das erste Mal ins Auge, als ich am Flughafen auf dem Weg nach Paris noch im Bookstore stöberte. Ich habe es nicht gekauft, weil mein Handgepäck eh schon auf Anschlag ausgelastet war. Aber der Titel hat mich nicht wieder losgelassen. Paris war einfach mal meine Heimat und ich lese gerne Bücher, die in Paris spielen.

Und wie alle Bücher von Guillaume Musso, konnte ich es kaum mehr weglegen, als ich damit angefangen hatte. 

Denn…

Der etwas eigentümliche amerikanische Schriftsteller Gaspard Coutances zieht sich in ein gemietetes Atelier in Paris zurück, um dort seinen nächsten Bühnen-Bestseller zu schreiben. Zufällig wird das gleiche Atelier an die englische Polizistin Madeline vermietet, die sich hier eine kleine Auszeit gönnen will. Beide sind von dem zauberhaften Atelier des verstorbenen Malers Sean Lorenz gleichermaßen entzückt und keiner will freiwillig von dort weichen. Als beide allerdings bemerken, an welch geheimnisvollen Ort sie gelangt sind, legt sich der anfängliche Ärger und sie begeben sich auf die Spuren des vor einem Jahr verstorbenen und gefeierten Künstlers.  Es gilt drei verschollene Gemälde zu finden und eines dieser Gemälde gibt einen mysteriösen Einblick in ein schreckliches Geheimnis.

In diesem Buch ist nichts, wie es scheint, und Musso überrascht den Leser bis zur Auflösung immer wieder. Ich mag Mussos sprachliches Niveau und seinen Erzählstil. Die ständigen Perspektivenwechsel, wenn eine bekannte Szene noch einmal aus der Sicht einer anderen Figur erzählt wird. Man bekommt als Leser andauernd fehlende Mosaikstückchen zu der komplexen Handlung.


„Paris is always a good idea."
Audrey Hepburn, in dem Film Sabrina


Nach New York…

mit Sabines Buchtipp:

Ein Baum wächst in Brooklyn

Betty Smith, Insel Verlag

Ich weiß ja nicht, wie ihr zu euren Büchern kommt. Die meisten haben einen Buchhändler, der ihnen Bücher empfiehlt. Ich brauche das nicht, denn ich habe eine Schwester, die liest und liest und liest. Und an ihre Empfehlungen halte ich mich:

Als ich gelesen habe, dass das Buch schon 1943 geschrieben wurde, war ich skeptisch. Aber das Buch hat mich in seinen Bann gezogen.

Für uns heute, die wir New York kennen und lieben und auch Brooklyn cool finden, ist es kaum vorstellbar, dass Brooklyn zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Armenviertel war. Aber so war es und genau in dieser Zeit spielt dieses Buch:

Francie lebt mit ihrem Bruder Neely, ihrer Mutter Katie und ihrem Vater Jonny, der Alkoholiker ist, in Brooklyn.

Die Liebesgeschichte ihrer Eltern fängt wunderbar an. Aber schon bei der Geburt von Francie muss Katie begreifen, dass ihr Mann Jonny ihr keine wahre Stütze sein wird. Die Verhältnisse sind wirklich extrem schwierig, aber Katie lässt sich nicht unterkriegen. Und noch etwas ist Katie wichtig: Den Kindern wird täglich vorgelesen. Und so wächst Francis zwar arm auf, aber nicht ohne Bildung. Bildung für ein besseres Leben, wie Katie hofft. 

Es ist berührend zu lesen, wie intensiv diese Familie trotz ihrer Armut lebt. Und es ist berührend, wie die Frauen in diesem Buch zusammenhalten. Da ist noch Katies unverheiratete Schwester Sissy, die nicht nur alle Männer in der Umgebung verführt, sondern auch Francies Lehrerin durch einen genialen Trick dazu bringt, Francie nicht mehr aufgrund ihrer Herkunft zu benachteiligen.

Alle Schlüsselfiguren dieses Buches haben eines gemeinsam: Sie haben trotz aller Schicksalsschläge ihre positive Einstellung zum Leben behalten und das macht die Geschichte so reizvoll.

Eines meiner Lieblingszitate aus dem Buch ist ein Gebet von Francie:


„Lass mich in jeder Minute von jeder Stunde meines Lebens etwas sein. Und wenn ich schlafe, lass mich die ganze Zeit träumen, damit kein einziges Stückchen Leben verloren ist.“


Und dann haben wir aber noch eine spannende Buchreihe aus dem Herder-Verlag entdeckt. Mein absoluter Favorit war:

COCO CHANEL

Paris der 1920er und das bewegte Leben einer Modeikone
Nadine Sieger, Herder Verlag

Nadine Sieger ist selbst Trendsetterin. Ähnlich wie Coco Chanel in Paris, spürt die Journalistin seit nunmehr 16 Jahren neue Trends, Hotspots und In-Läden auf, wenn sie auf ihrem Fahrrad die Straßen New Yorks erkundet. Als Autorin diverser Bücher und als US-Korrespondentin für das ELLE-Magazin und ELLE-Decoration weiß sie sehr genau, was gerade hipp ist, wo man hingeht und wen man kennen sollte.  

Sie begeistert sich für Mode, Design und Fotografie und diese Begeisterung habe ich auch in jeder Zeile ihres Buches „COCO CHANEL“ gespürt.

Jeder von uns kennt den Namen Coco Chanel und jeder von uns verbindet damit eine ganze Welt. Die Welt der Mode, der unvergleichlichen Parfumflakons mit ihren Düften, einzigartige Designs und den unverkennbaren Stil. Da ich mich beruflich wie auch privat seeehr gerne mit Mode beschäftige, auch schon einiges über Coco Chanel gelesen habe, war ich sehr gespannt auf diese Neuerscheinung des Herder-Verlages aus der Serie „Mutige Frauen“.

 

Die Roman-Biographie von Nadine Sieger hat mich von Anfang an gefesselt. Das Buch liest sich absolut flüssig und ist alles andere als eine nüchterne Biographie. Die Autorin beschreibt sehr lebendig, emotional und mitfühlend das Leben Coco Chanels, die eigentlich Gabrielle Chanel hieß. Aufgewertet wird die spannende Lebensgeschichte mit original Schwarzweiß-Fotos aus der Zeit, und mit ihren unvergleichlich provozierenden Zitaten.

Ich habe in dem interessanten Buch viel Neues über das spannende Leben und das ständige Auf und Ab des Ausnahmetalents Coco Chanel (1883-1971) erfahren, vor allem aber auch über sie als Mensch. Aber noch viel mehr schaffte Nadine Sieger es, mir den Spirit einer ganzen Modeepoche bildlich vor Augen zu führen. 


„Mode ist vergänglich. Stil niemals.“ 


Für ihre eigenen Worte ist Coco Chanel der beste Beweis. 

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wurde Coco Chanel von ihrem Vater im Waisenhaus untergebracht. Sie litt sehr unter den strengen Reglements der katholischen Nonnen und floh deshalb mit 18 aus dem Kloster, um sich in Bars mit kleinen Jobs und als Sängerin durchs Leben zu schlagen. Dort lernte sie ihren ersten Liebhaber und späteren Förderer Étienne Balsan kennen, der sie mit auf seinen Landsitz nahm und sie in die bessere Pariser Gesellschaft einführte. Dort entwirft sie auch ihre ersten Hüte und lernt weitere einflussreiche Männer kennen, die zum Teil ihre Liebhaber werden. 

Ihre etwas unglückliche Wahl bei Männern gleicht sie mit einem umso glücklicheren Händchen in ihrem Geschäftsleben aus.

Mit viel Ehrgeiz und noch mehr Fleiß dominiert sie bald die Modewelt der 20er-Jahre. Sie setzt sich über alle Konventionen dieser Zeit, wie Korsetts, schweren Stoffen, langen Röcken und unbequemen Kleidern hinweg. Ihre Mode ist minimalistisch und zweckgebunden. Und damit revolutioniert sie nicht nur die Mode, sondern läutet vielmehr eine „Befreiung“ für die Frauen ein. Sie macht die Hose für Frauen salonfähig und schafft damit eine ungeahnte Bewegungsfreiheit. Sie entwirft, was ihr in den Kopf kommt, greift dabei immer wieder in den Kleiderschrank ihrer Liebhaber und bricht mit ihren Kreationen alle gängigen Konventionen. Ihre Mode versprüht den Duft von Freiheit, Individualität und Emanzipation. Dafür wird sie verehrt und bewundert. Das kleine Schwarze, das minimalistische Tweed-Kostüm, die Jersey-Jacken, die legendäre Matrosenhose und vor allem auch der Badeanzug sind nur ein kleiner Auszug ihrer modischen Meisterleistungen.

Doch nicht nur modisch ist sie eine Ikone dieser Zeit. Mit ihrem Lebensstil war sie der damals patriarchalisch geprägten Welt einen großen Schritt voraus. Als Enfant terrible hatte sie zahlreiche Affären, nahm kein Blatt vor den Mund und rauchte Kette. Sie lebte ihre Träume, und als visionäre Unternehmerin feierte sie selbst mit 70 Jahren noch einmal ein grandioses Comeback. 


„Das Mutigste, das man machen kann, ist, eigenständig zu denken. Und zwar lautstark.“


Coco Chanel führte ein unabhängiges Leben. Sie war eine der erfolg- und einflussreichsten weiblichen Personen des letzten Jahrhunderts und schaffte es als erste Frau, ein Weltimperium zu gründen. Äußerlich wirkte sie schlagfertig und stark, war jedoch innerlich oft von Selbstzweifeln geplagt. Sie hat wie kein anderer die Modewelt revolutioniert und war bis zu ihrem Tod ein Arbeitstier und trotzdem immer um das Wohl ihrer Freunde bemüht, die sie nicht selten finanziell unterstützte. Frauen wie Männer lagen ihr gleichermaßen zu Füßen.

Mich hat das Buch wirklich bis zur letzten Seite begeistert und gefesselt und ich denke, es ist ein „must“ für jeden Coco-Chanel-Fan oder den, der es werden möchte.

In der Reihe „Mutige Frauen“ sind im Herder Verlag noch zwei weitere Titel erschienen. Klug, mutig und stark waren auch Hildegard von Bingen, die mächtigste Nonne des Mittelalters (Autorin Regina Kaiser) und Gabriele Münter – die ein Leben zwischen Kandinsky und der Kunst führte (Autorin Stefanie Schröder).

Jede dieser drei Frauen hat in ihrer Zeit und auf ihre Art wesentlich dazu beigetragen, etwas zu verändern. Und wir profitieren alle von diesen drei mutigen Frauen.

Hildegard von Bingen 

Coco Chanel 

Gabriele Münter 

Drei mutige Frauen. Eine Inspiration für den eigenen Weg. 

Ihr seht, der Herbst kann kommen, und mit ihm viele schöne Stunden, in denen man mal wieder ein gutes Buch zur Hand nimmt.

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