Ziemlich beste Freundinnen
Gerade weiß ich Freundschaften sehr zu schätzen. Das Gefühl, in diesen schweren Zeiten nicht alleine zu sein, hilft mir ungemein. Neben der Familie gehören beste Freundinnen und Freunde zu den wichtigsten Bezugspersonen in unserem Leben. Dabei ist es egal, ob wir sie schon aus Schul- und Kinderzeiten kennen oder erst seit einigen Jahren.
Freundschaften wachsen nicht von alleine, wir müssen sie pflegen und das immer wieder aufs Neue. Aber wenn wir sie haben, diese „beste Freundin“, dann ist das ein unglaubliches Geschenk.
Ziemlich beste Freundinnen
Sabine und ich kennen uns jetzt schon seit über 35 Jahren. Wir haben uns damals im Studium kennengelernt und waren fast vom ersten Tag an beste Freundinnen. Wir haben uns nach dem Studium, in dem wir wirklich unzertrennlich waren, auch mal eine ganze Zeit aus den Augen verloren, weil uns unsere Leben einfach in ganz unterschiedliche Richtungen verschlagen haben – aber wir haben uns wiedergetroffen und praktisch nahtlos da weitergemacht, wo wir aufgehört hatten.
In unserem Buch Fuck the Falten – wild bleiben statt alt werden haben wir unserer Freundschaft ein Kapitel gewidmet und uns gegenseitig einen Brief geschrieben. Und weil ich eben finde, dass eine beste Freundin gerade jetzt so immens wichtig ist, möchte ich an dieser Stelle meiner Dankbarkeit für unsere Freundschaft Raum geben und hier einen Auszug aus unseren Briefen veröffentlichen ...
Liebe Sabine,
da sitzen wir nun im Café und überlegen beide, wann wir uns das erste Mal bewusst wahrgenommen haben. Klar, es war am Tag unserer Aufnahmeprüfung für das Designstudium. Und unter all den 80 Prüflingen bist du mir sofort aufgefallen. Du warst einfach eine coole Socke und ich weiß nicht mehr, wer wen zuerst angesprochen hat, aber wir kamen ziemlich schnell ins Gespräch. Und ich weiß noch, dass ich dich wahnsinnig toll fand. Du warst unglaublich inspirierend und irgendwie hast du mich gefesselt, übrigens ein Zustand, der auch heute noch so ist. Aber dazu später.
Und ich erinnere mich an das Glücksgefühl, als ich dich am ersten Tag unseres Studiums in der Menge entdeckt habe und mir dachte: „Gott sei Dank, sie hat es auch geschafft.“ Ab diesem Tag waren wir praktisch unzertrennlich. Wir haben nahezu die gleichen Fächer belegt, unsere Projekte diskutiert, stundenlang telefoniert, um uns dann doch noch zu treffen. Wir hatten die gleichen Vorlieben für Kekse und Saft und die gleiche Abneigung gegen was auch immer. Wir fanden die gleichen Professoren doof und liebten beide die Aktzeichenkurse. In Summe: Wir verbrachten eine wundervolle Studienzeit. Du warst ständig bei mir und ich war ständig in deiner WG. Ich frage mich heute noch, warum wir eigentlich nicht zusammengewohnt haben?
Ich finde es bis heute faszinierend, wie unglaublich kreativ du bist, wie du vor Ideen sprühst und ständig neue Ansätze findest. Wie du es wieder und wieder schaffst, mich zu begeistern und nicht nur mich. Wenn du zur Tür hereinkommst und als erstes sagst: „Uli, ich habe eine suuuper Idee ...“, dann weiß ich, jetzt kommt wieder was.
Und noch etwas schätze ich so sehr an dir. Ich liebe es, mit dir Gespräche zu führen. War immer klasse und ist es noch. Wir sind ganz sicher nicht immer einer Meinung, aber ich finde unseren Austausch wahnsinnig anregend. Und ich bewundere deine Gabe, mit jedem und allen in einen Dialog zu gehen. Du hast zu allem eine Meinung und einen Standpunkt und das macht es unglaublich spannend.
Nachdem wir noch eine sehr intensive Diplomzeit hatten, haben sich unsere Wege erst einmal getrennt ...
Boaaah, liebe Uli ...
So schön deine Worte, dass ich sie mir am liebsten auf DinA1 vergrößern möchte und aufhängen. :)) Denn Großes haben wir schon immer geliebt, aber dazu später.
Was ist es, das langjährige Freundschaften am Leben erhält? Ich denke, es gehört die Gabe dazu, vergeben und vergessen zu können. Und darin bist du ganz große Klasse: Das hast du bewiesen, als ich mich nach über zehn Jahren Sendepause bei dir wieder gemeldet habe. Kein Wort des Vorwurfs, eher Freude, pure Freude.
Warum unsere Freundschaft damals in die Sendepause ging? Mir ist das Leben dazwischengekommen. Ich hatte meine erste Tochter bekommen, bin sozusagen zwischen all den Windeln und den Emotionen im Chaos versunken und habe mich irgendwann einfach aus schlechtem Gewissen dir gegenüber nicht mehr gemeldet. Zu oft hatte ich nicht auf deine Anrufe geantwortet, die du während meiner Stillsequenzen und Babygeschrei auf den Anrufbeantworter gesprochen hattest. Bis ich irgendwann gar nicht mehr wusste, wie ich mich jetzt wieder melden sollte. Wie ich mich erklären sollte. Und so sind tatsächlich fast zehn Jahre ins Land gegangen, bis du mir auf Facebook als Freundschaftsvorschlag gezeigt wurdest. Es war eigentlich kein Zufall, denn aus irgendeinem Grund wusste ein Algorithmus im Silicon Valley besser Bescheid über den Rhythmus unseres Lebens als wir selbst. Und dann hatte ich auf einmal wieder den Mut. Zu verbunden war ich innerlich mit dir, dass es mich nicht mehr interessiert hätte, wie dein Leben weitergegangen war.
Ich erinnere mich noch, wie furchtbar aufgeregt ich war, als ich dich als Freundin bei Facebook angefragt habe. Und wie erleichtert ich war, als du diese virtuelle Freundschaft angenommen hast. Vier Wochen später haben wir uns das erste Mal persönlich getroffen, und sofort konnten wir wieder ohne Unterlass sprechen. Wir haben tatsächlich einfach da weitergemacht, wo wir Jahre zuvor aufgehört hatten – vielleicht ein bisschen vorsichtiger deinerseits, aber immer noch hattest du dieses große Herz und das Interesse für die Geschichten anderer Menschen. Und das ohne zu bewerten ...
Wollt ihr unsere Briefe zu Ende lesen?
Dann gibt es die in voller Länge in unserem Buch „Fuck the Falten – wild bleiben statt alt werden“.
Ihr könnt das Buch bei uns mit Signatur und einer persönlichen Widmung für euch oder eure beste Freundin bestellen im Fuck the Falten Shop.
Erschienen ist es bei Gräfe und Unzer für € 16,99.
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