18•05•2022 ••

Jassas – Auswandern nach Griechenland

Auswandern – wer hatte diesen Gedanken noch nie? Spätestens nach drei düsteren Wintermonaten beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass ich vielleicht doch in einem südlicheren Land glücklicher wäre …  Tina und ihr Mann Thomas haben sich den Traum erfüllt und sind nach Griechenland ausgewandert. Auf Zeit. Tina wird uns in regelmäßigen Abständen einen ehrlichen Einblick geben, wie es sich auf einer griechischen Insel lebt, ob Kontakte zu Einheimischen zustande kommen und ob sie dann doch irgendwann sagen werden: Jetzt bleiben wir ganz da. Viel Spaß beim Lesen.


Vorab haben wir Tina noch interviewt:


Was war der Grund für euch, nach Griechenland auszuwandern?

Für mich ist Griechenland seit jeher mein innerer Anker. Meine Eltern sind eng mit einer griechischen Familie befreundet und wir sind immer gemeinsam in den Urlaub gefahren. Das war in den 1970er-Jahren und Griechenland vom Tourismus kaum entdeckt. Damals waren wir teilweise die einzigen Fremden auf fast unberührten Inseln.  

Wie seid ihr jetzt ausgerechnet auf die Insel Lefkada gekommen?

1979 war ich zum ersten Mal im Familienurlaub hier und fand schon damals die Insel schön. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich dann Griechenland kreuz und quer bereist und dabei viele wunderbare Plätze entdeckt – aber diese Insel besitzt für mich einfach eine Art Rückholband (lacht). Vielleicht, weil sie so grün ist und mich damit in gewisser Weise an meine bayerische Heimat erinnert. Aber natürlich ist auch die Lage sehr praktisch, weil man die Autofähre von Ancona nach Igoumenitsa nehmen kann; von dort ist es dann nicht mehr weit. 

Ihr seid ja auf Zeit ausgewandert. Wie lange werdet ihr bleiben?

Das steht noch nicht genau fest. Momentan planen wir bis Ende Oktober. Dann wird es in der Regel ziemlich regnerisch, stürmisch und ungemütlich hier. Aber wir würden das Modell „Auswandern auf Zeit" gerne im nächsten Jahr fortsetzen.

Hast Du vor, dort zu arbeiten?

Ja, ich möchte mich verstärkt meiner künstlerischen Foto-Arbeit widmen. Dazu gehört auch, auf Social Media aktiver zu werden. Meine Homepage www.bettinahagendemuth.com ist schon seit einiger Zeit am Start, aber auf Instagram bin ich z.B. bisher noch nicht richtig vertreten. Auf all das freue ich mich sehr, denn mein früherer Job als Zeitschriften-Macherin hat mir jahrelang kaum Zeit gelassen, mein eigenes Projekt voranzutreiben. Also wann, wenn nicht jetzt (lacht)?!

Sprecht ihr Griechisch oder wollt ihr die Sprache lernen?

Für das daily business – Einkaufen, Essen gehen, das nette Miteinander – beherrsche ich die Sprache genügend gut. Ausführlichere Unterhaltungen, vor allem mit jüngeren Griechen (mein Mann und ich sind hier sozial gut vernetzt) führen wir auf Englisch. Bei allem anderen hilft eine Übersetzungs-App. Thomas hat zuhause einen Sprachkurs gemacht, jetzt lernen wir vor Ort step-by-step dazu. 

Was glaubst Du, ist das Tollste daran, in Griechenland zu leben?

Die Lebenseinstellung ist einfach anders – entspannter, freier, genussfreudiger. Zuhause in Deutschland laufe ich immer Gefahr, in die Perfektionsfalle zu tappen. Den Griechen dagegen ist das Streben nach Perfektion völlig fremd, hier zählen z.B. ein herzlicher Umgang und miteinander Lachen mehr. Mein Mann und ich haben große Freude daran, diese Dinge jetzt verstärkt zu leben. Aber natürlich machen Sonnenschein, blaues Meer und guter Wein auch ziemlich viel Spaß. 


Endlich! Endlich ist es soweit: Das große Abenteuer hat begonnen. Auswandern auf Zeit, von Ende April bis Ende Oktober: sechs Monate Übersommern in Griechenland.


 

 

Vor zwei Tagen sind wir, mein Mann Thomas und ich, in „unserem" verträumten Bergdorf angekommen, sind die Treppen zu dem kleinen Häuschen mit den zwei großen Terrassen hinabgestiegen – und waren nur noch fertig. Fertig von der langen Fahrt, fertig von den Strapazen der Vorbereitungen, fertig von den ganzen Verabschiedungen rundum – einfach komplett fertig mit den Nerven.

So entkräftet wir sind, wollen wir dann auch weder das Auto vollständig entladen, noch können wir die wunderbare Aussicht und schöne Stimmung genießen. Stattdessen tragen wir wie ferngesteuert nur die notwendigsten Dinge zum Haus, streicheln roboterhaft die beiden Nachbarshunde, die sich sehr über unsere Ankunft freuen, und fallen schon spätnachmittags todmüde ins Bett. Was für ein Glück, dass es schon bereitsteht: Die große Verfrachtung von Möbeln, Matratzen & Co haben wir bereits in der vorherigen Woche hinter uns gebracht. 

 

 

Auch am nächsten Morgen wachen wir noch ziemlich zerschlagen auf. Und statt beseelt und glücklich über die neue Umgebung zu sein, stellen wir uns beide gleichzeitig die Frage: „Haben wir das alles wirklich richtig gemacht …?“ Alles erscheint so surreal, so ausgedacht. Das Wetter ist auch noch kühl, nebelig, trübselig: Hallo, ihr Problemgedanken …!


Wenn ein langgehegter Traum Wirklichkeit wird, zeigt sich ja erst mit der Zeit, ob er nicht doch nur ein Luftschloss gewesen ist.


Dabei hatte alles völlig ungeplant angefangen. Wir hatten beide in kurzem Abstand voneinander unsere langjährigen Jobs in der Medienbranche verloren; dann führten uns nach dem Ende der beruflichen Tätigkeit noch ernsthafte gesundheitliche Probleme jeweils die Endlichkeit des Seins vor Augen. Relativ kurzentschlossen brachen wir deshalb im letzten Sommer mit Zelt und Schlafsack (forever young!) für mehrere Wochen in meine Herzensheimat Griechenland auf. 

Die Auszeit dort erwies sich als Balsam für unsere Seelen. Unsere ersten Wochen verbrachten wir im Zelt, und als das Wetter unbeständiger wurde, wechselten wir vom Meer in die Berge, in ein komfortables AirBnB. Dort entdeckte ich dann schnell das Nachbarhaus mit den beiden schönen Terrassen; es schien verlassen und tief im Dornröschenschlaf versunken. 

 

Wir recherchierten und es stellte sich heraus, dass es ebenfalls Giannis, unserem AirBnB-Vermieter, gehört. Zuerst verhandelten wir noch spielerisch, ob das Haus überhaupt zu vermieten sei; dann lernten wir uns persönlich kennen und mochten uns gleich. Schnell waren wir uns dann handelseinig: Er würde in den kommenden Wintermonaten das Haus etwas auf Vordermann bringen und wir im darauf folgenden Frühling einziehen. 

Das Ganze ist ein Deal auf Zeit, denn Giannis möchte in fünf Jahren das Haus, sein Elternhaus, wieder selbst bewohnen (im Moment lebt er mit seiner Familie in einer größeren Stadt, drei Fahrstunden entfernt). Für uns ist das Konstrukt trotz der Begrenzung ein Glücksfall: Wir können unseren Traum vom zeitweisen Leben im Süden verwirklichen, ohne dafür unser gesamtes verfügbares Kapital für den Kauf eines Hauses zu verwenden. Und es ist finanziell machbar, ohne dass wir zu Hause alle Brücken abbrechen müssen.

 


Part-time Greece, part-time Bayern lautet unsere Wunschvorstellung. 


Doch erstmal brauchen wir weder das eine, noch das andere, sondern einfach nur die Erholungsinsel „Bett", wo wir später dann auch frühstücken.


Die schöne neue Welt kostet Kraft, und wir wollen sie noch gar nicht so genau besehen.


Sie muss noch etwas warten – und sich dann step-by-step bewähren. Aber vielleicht sind ja auch wir es, die sich hier bewähren müssen …? Fortsetzung folgt. 

Kommentare

Yvonne
19•05•2022
OMG einfach genial... Sounds like a brilliant idea and that view is simply fantastic! Thanks for the article that gets us all dreaming :-) xxx Yvonne www.funkyforty.com
FTF, Sabine Fuchs
19•05•2022
Liebe Yvonne, das freut uns, wenn wir dich zum Träumen bringen ;))
Gudrun
20•05•2022
Das hört sich so toll an auch wenn bestimmt so einiges dazu gehört. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Viele Grüße Gudrun
FTF, Sabine Fuchs
26•05•2022
Wir auch! Liebe Grüße
Sabine
21•05•2022
liebe Tina und lieber brother, find' es einfach klasse, mutig und für euch genau richtig:-)freu mich so sehr dass ich bald in den Genuss bei euch komme:-)
FTF, Sabine Fuchs
26•05•2022
Na dann gibt es ja bestimmt bald eine Folge, wo du darin vorkommst :)) Lieben Gruß Sabine

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