23•02•2019 ••

Warum in die Ferne schweifen ...


Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist. Dalai Lama


Bevor die Kinder auf die Welt gekommen sind, hatte ich mir mit knapp 30 eine dreimonatige Auszeit genommen und bin durch Asien gereist. Genauso, wie das heute unsere Kinder machen. Nur … der große Unterschied war, Fernreisen waren zwar schon beliebt, aber noch keine Massenbewegung. 

Trotzdem, diese Leichtigkeit, die in dein Leben tritt, wenn du einfach längere Zeit an einem andern Ort bist, völlig andere Landschaften und Gepflogenheiten kennenlernst, ist einfach großartig.

Und deswegen war mir immer klar, dass wir, wenn die Kinder aus dem Haus sind, auch noch einmal weitere Ziele angehen wollen. War es doch mit den Kindern in den Ferien oft finanziell nicht möglich, weite Reisen zu finanzieren. Und jetzt … die Kinder sind aus dem Haus und die erste große Reise nach Südafrika steht bevor, aber zu meiner Vorfreude mischen sich auch Zweifel und Nachdenklichkeit in meine Gedanken. Denn bei unserer letzten Fernreise vor 6 Jahren war der Zustand der Umwelt zwar auch schon besorgniserregend, aber nicht so allgegenwärtig wie heute.

Zweifel, ob wir uns heute überhaupt noch den Luxus gönnen dürfen, fern zu reisen. Sieht es doch mit der Umwelt gar nicht mehr gut aus. Fünf Prozent aller schädlichen Emissionen, die für den Klimawandel zuständig sind, stammen vom Tourismus. Hinzu kommen der Wasserverbrauch und der Eingriff in die Natur vor Ort. Und ich stehe mit meinen Zweifeln nicht alleine da. Laut Angaben der Arbeitsstelle Tourismus Watch wollen fast die Hälfte der Bevölkerung sozial und ökologisch verträglichen Urlaub machen.

So habe ich die letzten Wochen viel zu dem Thema gelesen und habe jetzt zumindest ein Paar Ideen im Gepäck, wie (Fern)-Reisen zumindest etwas umweltverträglicher sein können.

Zuerst sollte die Entfernung zum Urlaubsort in einem angemessenen Verhältnis zur Reisedauer stehen. Der Trend, lieber häufiger, aber dafür kurz in Urlaub zu fahren, ist für unsere Umwelt leider Gift. Ab 2000 km Entfernung sollten wir über 15 Tage reisen. Also lieber einmal im Jahr länger reisen als mehrmals kurz. Aber auch hierfür muss die Gesellschaft erst einmal umdenken. Bekommen doch viele Arbeitnehmer in Deutschland ja gar keine drei Wochen Urlaub!

Wer eine Flugreise gebucht hat, kann bei verschiedenen Organisationen (wie z.B. Atmosfair) einen bestimmten Betrag bezahlen, als Ausgleich für den verursachten CO2-Ausstoss. Dieser Beitrag wird dann in Klimaschutzprojekte investiert. Bei Atmosfair beispielsweise wird unser Beitrag in den Ausbau von erneuerbaren Energien gesteckt, in Ländern, in denen diese noch nicht so verbreitet sind. Die Idee dahinter: CO2 an anderer Stelle einzusparen.  Meine persönliche CO2-Einsparung besteht übrigens dieses Jahr darin, dass ich bis Juli darauf verzichte, Kleidung zu kaufen. Beides irgendwie paradox, aber ist halt besser als nichts. 

Vor Ort sollte man Hotels auswählen, die sich mit dem Wasserverbrauch an die Landschaft anpassen. Also keine Poolanlage in Gebieten mit wenig Wasser unterstützen … Ist einfacher gesagt als getan, unser wirklich einfaches Guesthouse in Kapstadt hat auch einen kleinen Pool. 

Mein Mann und ich sind wirkliche Outdoor-Fans. Da ist Südafrika natürlich ein Traum. So stehen Rad- und Wandertouren auf dem Programm. Und ich möchte mir meinen Traum erfüllen, einmal an einem Strand entlang zu galoppieren. So haben wir jetzt beschlossen, slow zu reisen. Lieber weniger zu sehen, aber dafür manche Orte einfach intensiver zu erleben. 

So, jetzt packe ich meine Tasche und weiß, dass ich meinen Urlaub auch genießen werde, sonst würde ich ihn ja gar nicht mehr machen.


Ich bin dann mal weg.


Wie haltet ihr es mit Fernreisen?

Kommentare

Claudia Braunstein
24•02•2019
Ich hatte nach meiner schweren Krebserkrankung vor bald acht Jahren nicht mehr vor fern zu reisen, zumal das durch meine Behinderungen auch gar nicht so einfach ist. dann kam alles ganz anders und ich hab vor drei Jahren eine Reise nach Singapur gewonnen. Das war eine große Herausforderung und auch die Gewissheit, dass ich wirklich wieder mitten im Leben angekommen war. Seit dem habe ich drei weitere Reisen auf andere Kontinente gemacht, weil eines meiner Kinder dort lebt. Und ja, da gibt es mehr als einen Moment, wo ich darüber nachgedacht habe, wo denn meine Haltung zu Nachhaltigkeit bleibt. Ich versuche zumindest an den Zielorten nachhaltig zu leben. Die Anreisen dorthin werden auch durch Abschlagszahlungen nicht besser. Es ist ein wenig ein Dilemma. Nichts desto trotz eine schöne Reise und viele schöne Momente. Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
FTF, Sabine Fuchs
25•02•2019
Ja liebe Claudia, ich sehe es auch wie du. Auf der einen Seite verbinde ich Reisen mit Lebenshunger, auf der anderen Seite frage ich mich auch, wie ich das mit meinem Gewissen vereinbaren kann. An den Zielorten achtsam mit deren Ressourcen umzugehen ist bestimmt ein guter Weg. Und die langen Reisen als etwas Besonderes und Seltenes zu sehen, bestimmt auch. Die Reisen zu deinem Sohn (?) glaube ich, habe ich auf Instagram verfolgt. Und ich bewundere dich dafür, dass du dich von deinen Behinderungen nicht aufhalten lässt. Viele liebe Grüße Sabine
Martina Klein
28•02•2019
Liebe Sabine, ich verstehe Deine Bedenken und versuche die erwähnten Kurzreisen zu vermeiden. Einen wacheren Blick für die Situation vor Ort zu entwickeln, ist absolut notwendig. Nächste Woche bin ich in Berlin auf der ITB. Dort werde ich mich gezielt mit den Angeboten rund um nachhaltigeres Reisen umsehen. Im übrigen lebst Du gerade meinen Traum ... ein bisschen neidisch bin ich schon ;-) Hab eine wunderbare Zeit in Afrika! Alles Liebe Martina
FTF, Sabine Fuchs
02•03•2019
Da bin ich ja gespannt, was du auf der ITB erfährst. Ja, wir erfüllen uns damit auch einen Traum und ich freue mich ganz wahnsinnig auf all die neuen Eindrücke dort. Dir hier eine gute Zeit. LG Sabine

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