Graue Haare, echt jetzt?!
Haartechnisch stellt uns die Corona-Zeit noch mal vor ganz neue Herausforderungen. Ist die vielleicht nicht ganz freiwillige Entscheidung für graue Haare nun ein weiterer Tribut, den wir der Krise zollen? Oder sollten wir es als wunderbare Chance sehen?
Als Goody haben Sabine und ich euch ein paar Graue-Haare-Frisuren gemacht.
So, nun bin ich also auch an dem Punkt angelangt, an dem Sabine schon vor Jahren einmal war und dann auch nach einem kurzen Rückfall wiedergekommen ist. Nachlesen könnt ihr ihre Geschichten dazu unter Should I grey or should I not? und Going grey Part 2 Und jetzt stellt sich mir die Frage aller Fragen: „Sind graue Haare nun auch mein Thema?“
Graue Haare sind Strähnen der Weisheit
Letztlich stellt sich mir diese Frage ja auch nur deshalb, weil ich – dank Corona – meine Friseurin seit 8 Wochen oder länger nicht mehr gesehen habe.
Sie ist nämlich diejenige, die mir immer wieder sagt, meine Zeit sei noch nicht reif für Grau. Und ganz ehrlich war ich ihr insgeheim dafür ganz dankbar, dass sie mir die Entscheidung immer einfach so abgenommen hat. Und habe dann auch nicht weiter darüber nachgedacht. Weder empfand ich das Haare färben bislang als unnötige chemische Zumutung noch musste ich, dank meiner Haarstruktur, superregelmäßig nachfärben, weil ich sonst wie ein Streifenhörnchen ausgesehen hätte. Es hat mich einfach nicht wirklich gestresst. Das alle acht bis neun Wochen stattfindende Spitzen schneiden und Ansatz nachfärben gehörte für mich vielmehr zu der Rubrik geschenkte Lese- und Auszeit.
Und so war ich ganz schnell dabei, ihr nicht zu widersprechen und ihren Ratschlag ohne großes Nachdenken anzunehmen. Das war ja auch einfach wunderbar unkompliziert und schließlich hatte sie ja auch recht und überhaupt hatte ich ja noch genug Zeit, mich für die Grauphase zu entscheiden. Später eben, wenn die Zeit dafür reif wäre …
Klar sieht man sie hier noch nicht wirklich, meine grauen Haare. Aber sie sind da!Die ersten grauen Haare
Dass die Zeit aber jetzt doch so schnell reif werden würde, war ein ungewollter Tribut an die gerade stattfindenden Umstände.
Nun war sie da! Wer die letzten Wochen aber nicht da war, ist meine Friseurin.
Es gab für mich auch keinen Grund, wie sonst schon mal schnell für ein anstehendes Event und leider verpasste Terminabsprache mit ihr, meine Haare selbst nachzutönen oder zu färben. Ich habe ja, wie alle anderen auch, das Haus so gut wie gar nicht verlassen. Wozu sollte ich mir also unnötig Chemie in die Haare geben? Auf dem kurzen Weg ins Büro oder in den Supermarkt gab es wenig Berührungspunkte mit anderen Menschen. Und wenn, dann huschte man schnell aneinander vorbei und schenkte mehr dem Abstand halten Aufmerksamkeit als dem Aussehen. Die Qualität der Zoom-und Video-Konferenzen ist ja glücklicherweise meist immer noch so miserabel, dass einzelne graue Haare der schlechten Bildschirm-Auflösung zum Opfer fallen und somit nicht sichtbar sind.
Graue-Haare-Frisuren
Klar, das Resultat dieser Entscheidung lässt sich aber dann doch am Spiegel nicht übersehen. Hier sind sie nun also, natürlich nur sehr vereinzelt und noch äußerst zurückhaltend, aber doch sichtbar – zumindest für mich: meine grauen Haare. Und als ob sie ihre Daseinsberechtigung noch unterstreichen wollten, fügen sie sich nicht in meine sonstige Haarstruktur. Nein! Sie stehen mehr oder weniger senkrecht in die Luft. So als wollten sie sagen, hier sind wir. Du kannst uns nicht mehr wegleugnen und auch nicht unter den anderen verstecken.
Fairerweise muss ich allerdings sagen, dass meine Haare in wirklich sehr moderater Art und Weise ergrauen. Zumindest bis jetzt. Im Prinzip wachsen sie genauso dunkel nach, nur gibt es eben vereinzelte Graue dazwischen. Ich habe also nicht die gefürchtete Autobahn am Ansatz, sondern eine sehr „smoothe“ Lösung. Lediglich um die Schläfen ist noch ein leichtes Grau zu sehen. Sabine sagt, es sieht aus wie ein blond gewordener „Sommerflaum“ und macht mein Gesicht weicher. Das ist doch eine Ansage, oder?
Graue Haare föhne ich nie mit, die sollen ruhig merken, dass sie nicht willkommen sind!
Deshalb gestehe ich, dass ich gerade sehr mit den Tatsachen hadere. Soll ich die Chance nutzen und einfach mal schauen, was passiert? Oder soll ich doch selbst mal Hand oder besser Farbe anlegen? Oder reihe ich mich in die lange Schlange der verzweifelten Frauen vor dem Friseur-Salon meines Vertrauens und bettle auf Knien um einen Paniktermin?
Ein bisschen sehe ich meine grauen Haare auch als Folge oder Ergebnis der Geschehnisse gerade. Sie zeigen mir, dass etwas passiert ist. Nicht nur mit mir, sondern mit uns allen. Sie stehen nicht nur für irgendwas Äußerliches. Sie stehen für diese ungewöhnliche Zeit mit all ihren Folgen. Sie stehen für Veränderung!
Bei Sabine sieht das doch richtig klasse aus, oder?
Ich habe mich mit dem Thema going grey bislang nicht so wirklich auseinandergesetzt. Aber ich sehe es gerade als geschenkte neugierige Chance, es zu tun.
Und ich fange mehr und mehr an, mir über das Thema Gedanken zu machen. Da schwirrt mir ganz Vieles und Unterschiedliches durch den Kopf. Ein bisschen empfinde ich es wie eine Rebellion. Und Rebellieren ist doch immer gut, besonders im Alter. Spätestens seit wir oder ich uns in unserem Buch mit diesen Themen beschäftigt haben, sollte das klar geworden sein. Wir sehen uns doch alle als emanzipierte moderne Frauen. Und wenn ich jetzt so in die Thematik eintauche, frage ich mich, ist das Haare färben nicht auch ein Rückschritt in eine andere Generation? Steht es vielleicht nicht sogar für eine Art von Anpassung, Angst und Beseitigung von Spuren? Und wollen wir diese Spuren denn überhaupt beseitigen? Nein, eigentlich ja nicht! Denn wir stehen ja zu diesen Spuren unseres Lebens. Wir sind stolz darauf und sie zeigen uns gelebtes Sein.
Und doch gehört Mut dazu, diesen Schritt zu gehen, die Gewohnheit und das Selbstbild über den Haufen zu werfen und damit auch den ganz eigenen Eindruck über sich selbst infrage zu stellen.Klar, die Welt da draußen wird doch sowieso immer grauer. Selbst in den USA, wo Haare färben genauso normal ist wie beispielsweise Waffenbesitz, findet ein massives Umdenken statt, was den Färbekult angeht. Es gibt unzählige faszinierende Beispiele wundervoller Frauen in unterschiedlichsten Altersklassen, die stolz ihre grauen Haare präsentieren. Es gibt seit Jahren einen Trend und eine Bewegung zum Ergrauen.
All diese Dinge gehen mir durch den Kopf und suggerieren mir, es vielleicht doch mal neugierig auszuprobieren. Der Natur einfach mal ihren Lauf zu lassen und dann zu sehen, wie es sein wird. Denn diese Neugier darauf steckt schon in mir. Auf der anderen Seite steht aber auch eine gewisse Verunsicherung und auch ein bisschen die Angst, dass man nur schwer wieder einen Rückschritt machen kann. Denn sind die Strähnen erstmal grau ist nachfärben dann vielleicht komisch?
Ich kann gerade nicht mit Sicherheit sagen, wie ich mich entscheide. Ob ich going grey einfach weiter ausprobiere und ob ich doch wieder nachfärbe. Ich will mir diese Entscheidung gerade jetzt auch offenlassen.
Vielleicht wird mir die Entscheidung auch wieder ganz einfach damit abgenommen, dass meine Friseurin anruft und sagt: „Ich habe einen Spontantermin, die Zeit ist noch nicht reif für going grey …
PS von Sabine: Wenn ich jetzt noch einmal als schon Ergraute (<< alleine das Wort ist grauenvoll) was dazu sagen darf:
1. Uli hat vielleicht insgesamt 30 graue Haare :))
2. Auch wenn Uli denkt, dass bei ihr Nicht-mehr-färben ein Zeichen von Rebellion nach außen sein wird, wird nur sie dieses Zeichen sehen :)))
3. Auch mich hat die Rebellion angetrieben, aber auch der Widerwillen gegen die Chemie auf dem Kopf. Tatsächlich ist aber auch mein Aufbegehren anders ausgegangen, als ich ursprünglich gedacht habe. Denn meine Haare sind tatsächlich fast ausschließlich im vorderen Bereich ergraut und deswegen habe ich nach mittlerweile 2 Jahren “Nichtmehrfärben“ eher einen bunten Farbmix aus Silber, Gold und Braun als das coole Weiß/Silber, was mir ursprünglich vorgeschwebt ist.
4. Und Uli: Wir dürfen alles, auch wieder nachfärben, wenn wir nicht mehr grau sein wollen.
5. Experimente sind immer gut.
Nun sind wir mächtig gespannt, wie es euch denn in der Zeit ohne Friseur ergangen ist. Habt ihr vielleicht ähnliche Experimente erlebt? Dann freuen wir uns auf eure Kommentare.
DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN...
#copyright
© FTF, Sabine Fuchs und Ulrike Heppel
All rights reserved. Do not use our pictures and content without our permission.
Alle Fotos und Texte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne unsere Einwilligung übernommen und verwendet werden.
Kommentare
Wir freuen uns auf deinen Kommentar
*Markierte Felder sind erforderlich • Deine Email-Adresse ist nicht öffentlich sichtbar.
Ausführliche Informationen zur Datensicherheit findest du in der Datenschutzerklärung.