Sich einfach mal auf die Schulter klopfen …
... Gar nicht so einfach, oder? Für Frauen in unserer Generation, die wir alle doch noch irgendwie mit dem Satz aufgewachsen sind: Bescheidenheit ist eine Zier. Bei unseren Müttern galt sogar noch die Devise: H i n t e r jedem erfolgreichen Mann steht eine erfolgreiche Frau. Diese sollte sich aber bitte nur unterstützend im Hintergrund halten. Es ging in der Kindheit los …, waren wir gut in der Schule, hat man am besten nicht darüber gesprochen. Erfolge im Sport nahm ich als selbstverständlich …, habe sie aber nicht besonders gefeiert. Und im Berufsleben ging das dann munter weiter.
Heimlich haben sich viele von uns lustig gemacht über Männer, die sich mehr zugetraut haben, als sie wirklich konnten, die Blamagen noch ins positive Licht gerückt haben, und wenn sie sich mit tatsächlichen Erfolgen gebrüstet haben, kann ich mich an Kommentare erinnern, wie ...: „Jetzt muss der wieder sein Bein heben.“
Männer und wenn dann hin und wieder eine Frau ganz selbstverständlich über ihre Erfolge gesprochen haben, galten als Protzer. Und irgendwie als unsympathisch. Und als Mädchen meiner Zeit wollte ich gefallen und dazu gehörte auch über meine Erfolge nur dosiert zu sprechen. Frauen und Bescheidenheit, das gehörte einfach lange zusammen.
G A N Z F A L S C H – ist heute mein Resümee zu dieser Denke.
Denn jedes Jahr im Herbst holen mich immer Selbstzweifel ein. Selbstzweifel darüber, was ich mal wieder nicht geschafft habe in diesem Jahr. Was natürlich im Umkehrschluss damit zu tun hat, dass ich es nicht für selbstverständlich halte, mich über das zu freuen, oder mir gar auf die Schulter zu klopfen, geschweige denn anderen zu erzählen, was an diesem Jahr erfolgreich war.
Viele Dinge, die ich in meinem Leben geschafft habe, nehme ich für selbstverständlich und schaue eher dahin, was andere so schaffen.
Ich sehe nur, was nicht geklappt hat ...:
Die Akquise bei einer erfolgreichen Podcasterin, ob sie nicht Lust hätte, Uli und mich zu interviewen, die nicht mal beantwortet wurde …, die Bewerbung bei einem Verlag als selbständige Designerin mit einer sofortigen Absage, endlich 10 Liegestützen zu schaffen ...,– noch keine einzige, endlich einen Roman schreiben, einen Monat zuckerfrei zu essen. Die Liste ließe sich natürlich unendlich fortführen …
Als ich meinen ersten Marathon gelaufen bin, hatte ich vor, mir nach dem Lauf ganz klein meine Zeit auf meine Wade tätowieren zu lassen. Als ich ganz knapp über
fünf Stunden gelaufen bin, habe ich das gelassen. Denn wie konnte ich stolz sein auf eine Zeit über fünf Stunden?
Diese kleine Zahl auf meiner Wade „5.01“ würde heute für mich stehen, dass ich an meine Träume glaube.
Und ich in der Lage bin, wieder aufzustehen, wenn ein Traum droht zu scheitern. So wie bei meinem Marathon damals in Berlin, als ich ab Kilometer 38 gehen musste, weil mir unerträglich schwindlig war. Letztendlich bin ich durchs Ziel gegangen und habe meinen Traum wahr gemacht, zu meinem 50. Geburtstag einen Marathon zu laufen.
5.01 steht also eigentlich nicht für Scheitern, sondern fürs Aufstehen und Krone richten …
Deswegen hier mein Tipp für euch alle, denen es ähnlich wie mir geht. Schaut doch mal genau hin, was ihr dieses Jahr wieder so alles geschafft habt. Erzählt es in eurem Umfeld und beobachtet die Reaktionen. Und macht euch eine „Guck mal wie toll ich bin“-Liste. Nur für euch.
Denn diese Gmwtib-Liste hat einen großen Vorteil: Wir lernen dankbar zu sein und unseren Wert zu feiern.
Meine persönliche Gmwtib-Liste:
> Seit Ende letzten Jahres habe ich einen Fersensporn, ich habe mich nicht unterkriegen lassen, bin jetzt stattdessen ins Krafttraining eingestiegen und feiere meine definierten Oberarme.
> Ich habe endlich angefangen, brasilianisch zu lernen, ist doch mein Traum nach Brasilien zu traveln ..., auch, um einen Zweig unserer Familie kennenzulernen, der dort lebt.
> Uli und ich haben dieses Jahr unser erstes gemeinsames Shooting gehabt. Danke, Donna, das hat richtig Spaß gemacht.
> In einem Fahrradladen bin ich dieses Jahr das erste Mal als Fuck the Falten erkannt worden …, kein Wunder – inzwischen haben wir auf Instagram über 13.000 Follower:innen. 93 Prozent davon sind Frauen – das macht uns so richtig stolz!
> Unser Abreißkalender, den wir das erste Mal in 2021 verlegt haben, hat sich zu einem richtigen Verkaufsschlager entwickelt. Wir haben dieses Jahr das erste Mal eine „richtige“ Auflage drucken lassen und sind bald ausverkauft, ohne ihn viel beworben zu haben. (Da ist sie wieder, die falsche Bescheidenheit, und deswegen wird jetzt hier kräftig geworben). Hier könnt ihr unser bestes Stück bestellen.
Und wir sagen Danke an euch!!
> Wir haben endlich geschafft, einen richtig schönen Newsletter zu gestalten. Schon abonniert?
> Unsere Strickpakete sind so richtige Selbstläufer geworden. Schon angeschaut?
> Und ich habe meinen Traum erfüllt: Uli und ich haben das erste eigene Buch im Eigenverlag rausgebracht … Ein tolles Buch für dich und deine Freundin. Um euren Wert und den Wert eurer Freundschaft zu feiern. Ja, das ist jetzt auch wieder Werbung, aber wenn das Buch doch so toll ist. ;)) Ihr könnt es hier bestellen
Mein Projekt für nächstes Jahr: Bescheidenheit zu verlernen und unter dem Hashtag #immodestwomen neue Erfolge zu posten und zu feiern.
Vielleicht mache ich mir einen Termin im Tattoostore: Die 5.01 kann doch auch jetzt noch auf meine Wade …
PS: Wer bei diesem Thema noch dazulernen möchte, dem empfehle ich das Buch von Tijen Onaran: Be your own f*cking hero... (Das könnt ihr hier bestellen)
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